Wie ein nachhaltiges Konzept erfolgreich in der Gemeinschaftsgastronomie gelingen kann, beweisen die sieben Gewinner des bayerischen Wettbewerbs „gut.gekocht.gewinnt“, die gestern vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus (StMELF) ausgezeichnet wurden. Sie erhalten für ihr Engagement in puncto Nachhaltigkeit jeweils 1.000 Euro. Die bayerische Ernährungsministerin Michaela Kaniber ist überzeugt, dass die Gemeinschaftsgastronomie beim Thema Nachhaltigkeit einen sehr großen Beitrag leisten könne. „Wie das geht, zeigen uns die sieben Gewinner des Wettbewerbs auf einmalige Weise. Sie sind Vorbilder und Ideengeber für die gesamte Gemeinschaftsgastronomie in Bayern und darüber hinaus.“
Die Preisträger des Wettbewerbs „gut.gekocht.gewinnt“ legen besonderen Wert auf regionale und nachhaltig erzeugte Lebensmittel und unterstützen so die regionalen Wertschöpfungsketten. Die Gewinner haben teilweise nicht nur weitläufige Netzwerke an Lieferanten aufgebaut. Sie machen diese vor allem auch für ihre täglichen Essensgäste sichtbar. Auch durch kreative Maßnahmen zur Vermeidung von Lebensmittelverschwendung punkteten die Gewinner: Es werden Mehrwegbehälter für überzählige Speisen angeboten, „Abfallbeauftragte“ benannt und Gemüsereste im Kita-Garten kompostiert. Oder es werden mithilfe KI-gestützter Programme benötigte Mengen genau vorausgeplant, um so wenige Speisen wie möglich wegwerfen zu müssen. Und sollten Reste entsorgt werden müssen, werden sie unter anderem in lokalen Biogas-Anlagen verwertet.
Prozedere von „gut.gekocht.gewinnt“ 2024
Zwischen September und Dezember 2023 konnten Einrichtungen der Gemeinschaftsverpflegung in Bayern ihre Konzepte zur Nachhaltigkeit beim Kompetenzzentrum für Ernährung (KErn) einreichen. Das KErn hat den Wettbewerb im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus (StMELF) durchgeführt. 60 Kitas, Schulen, Betriebe und Senioreneinrichtungen haben sich beworben. Eine neunköpfige Jury mit Vertretern aus Verbänden, Wissenschaft, Verwaltung und Fachpresse hat die sieben Gewinner ausgewählt:
- Allianz, München
- Haus für Kinder, Josefsverein Gaukönigshofen
- InfraServ GmbH & Co. Gendorf KG, Burgkirchen an der Alz
- Jules Verne Campus, Katerine GmbH, München
- Städtische Kita Zugspitzstraße, Augsburg
- Swiss Life AG, Casino Garching
- Vector Informatik GmbH, Finkbeiner Kantinen GmbH & Co. KG/CANtine – Made by Traube Tonbach, Regensburg
Wodurch punkten die Preisträger von gut.gekocht.gewinnt?
Allianz, München Schwabing
Die Gastronomie des Allianz SE Headquarters München Schwabing arbeitet nach dem Prinzip des eigenen Nachhaltigkeitskonzepts „Der grüne Faden in der blauen Welt“: Von der aktiven Netzwerkarbeit mit lokalen Lebensmittelproduzenten über eine vorausschauende Speisenplanung bis hin zur Spende von Resten an soziale Einrichtungen erstreckt sich das Engagement für Nachhaltigkeit über alle Bereiche der täglichen Verpflegung. Was dennoch an Nassmüll übrig bleibt, kommt in eine lokale Biogas-Anlage – und fließt als grüne Energie zurück in den Kreislauf.
Haus für Kinder – Josefsverein Gaukönigshofen
Das Haus für Kinder des Josefsvereins Gaukönigshofen rettet mit einem nachhaltigen Gesamtkonzept jeden Tag Lebensmittel: Vom Küchenteam bis zur Vorstandschaft macht sich das gesamte Team stark für die Nachhaltigkeit, zum Beispiel als „Abfallbeauftragte“. Um Portionsgrößen laufend zu optimieren, dient die täglich gemessene Abfallmenge als Richtschnur. Obst- und Gemüsereste kommen dabei nicht einfach in die Tonne, sondern werden gemeinsam mit den Kindern auf dem Kompost im eigenen Kita-Garten zu wertvollem Humus.
InfraServ Gendorf, Burgkirchen an der Alz
Die Betriebsgastronomie von InfraServ setzt bei der Bekämpfung von Lebensmittelverschwendung auf moderne Technologie: Mithilfe eines KI-gestützten Programms werden Speisepläne zielgenau vorausgeplant, Lebensmittelreste gemessen und berechnet. Reste erhalten im beliebten Aktionsmenü „Gutes von gestern“ eine zweite Chance auf Genuss. So inspiriert die im Bereich Verpflegung mehrfach zertifizierte Küche, die beispielsweise auch als GV-Team des Jahres 2020 ausgezeichnet wurde, die Mitarbeiter auch zuhause dazu, vermeintliche Abfälle kreativ zu verarbeiten.
Jules Verne Campus / Katerine GmbH, München
Der Jules Verne Campus in München verpflegt junge Menschen vom Kindergarten bis zur Oberstufe. Mit ihrem innovativen Ansatz veranschaulicht die Einrichtung den Zusammenhang zwischen individuellen Portionsgrößen und Lebensmittelabfällen: So wird das Essen für die Jüngeren in Schalen direkt am Tisch präsentiert und durch das pädagogische Personal ganz gezielt nach Bedarf ausgegeben. Denn Nachfüllen ist besser als Wegwerfen! Sollten dennoch Tellerreste anfallen, werden diese regelmäßig gemeinsam gewogen – und dadurch das Thema Lebensmittelabfälle noch einmal ins Bewusstsein gerufen.
Kita Zugspitzstraße, Augsburg
Die städtische Kita Zugspitzstraße vermittelt Kindern von klein auf ein Bewusstsein für hochwertige Lebensmittel – und legt schon im Einkauf großen Wert auf nachhaltige Anbaubedingungen. Die Zutaten werden in der offenen Küche zu leckeren Gerichten. Dank der ausgeprägten Feedback-Kultur können Kinder, Eltern und Personal zudem ihre Ideen in den Speiseplan einbringen. In Gruppen-Projekten erwerben die Kinder wertvolles Ernährungswissen und erfahren zum Beispiel, wie man Joghurt herstellt, saure Gurken einlegt oder Nudeln selbst macht.
Swiss Life AG Casino Garching
In der Betriebsgastronomie von Swiss Life am Standort Garching liegt der Schwerpunkt auf regionalen Lebensmitteln: Das weitläufige Netzwerk an Lieferanten und Zutaten aus der Region ist auf einer großen Infotafel im Saal für alle sichtbar. Über eine spezielle Skala kommuniziert die Küche zudem eine Bewertung verschiedener Nachhaltigkeitskriterien für jedes Gericht direkt an die Essensgäste – und rückt die Herstellungsbedingungen von Lebensmitteln so auch bei der Auswahl des Mittagessens in den Fokus.
Vector Informatik GmbH / Finkbeiner Kantinen GmbH & Co. KG / CANtine – Made by Traube Tonbach, Regensburg
Die CANtine – Made by Traube Tonbach, verpflegt als Speisenanbieter die Vector Informatik GmbH in Regensburg. Das vielfältige Speisenangebot versorgt die Mitarbeitenden nicht nur bei der Arbeit mit Lieblingsgerichten aus der speziellen Rezeptsammlung der Firmen-Community – dank wiederverwendbarer To-go-Behälter werden die Reste auch nach Feierabend zum Genuss für die ganze Familie. Das ist nicht nur praktisch, sondern spart auch jede Menge Kosten!
Begleitende Broschüre zu gut.gekocht.gewinnt
Begleitend zum Wettbewerb hat das StMELF eine Broschüre veröffentlicht. Neben den sieben Gewinnern und ihren Konzepten finden Interessierte hier auch viele praktische Tipps für mehr Nachhaltigkeit in der Gemeinschaftsverpflegung.
Quelle: StMELF
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