Der Kochroboter CA-1 der Circus Group soll den Foodservice revolutionieren.
Quelle: Circus Group

Revolution Kochroboter? Die Pläne der Circus Group mit dem CA-1

Könnte der Kochroboter CA-1 die Zukunft der Gemeinschaftsgastronomie neu definieren? Die Circus Group ist davon überzeugt, dass sich mithilfe von KI und Automatisierung Foodservice und Gemeinschaftsgastronomie effizienter machen lassen.
„Langfristig sehe ich vollständig autonome Systeme, die nicht nur Gerichte zubereiten, sondern auch Einkauf, Transport, Bestückung und Reinigung selbstständig erledigen“, so die Vision des Gründers und CCO der Circus Group, Carsten Wille.

„Für uns ist es wichtig, nicht reine Technologie zu entwickeln, sondern echte Probleme zu lösen. Der Fokus liegt darauf, Prozesse effizienter zu gestalten und gleichzeitig den kulinarischen Standard zu erhöhen.“

Carsten Wille, CCO, Circus Group

Rollout des CA-1 in 2025

Der Rollout des Kochroboters CA-1 der Circus Group ist 2025 in Deutschland geplant. Zu den ersten Kunden zählen der Flughafen Berlin und ein großes soziales Unternehmen aus dem Pflegebereich, das mithilfe des CA-1 seine Mitarbeiterverpflegung verbessern will. „Die Herausforderung dort ist die Schichtarbeit und ein daran angepasstes vernünftiges Verpflegungsangebot, das über eine Snacksalami oder einen Schokoriegel hinausgeht – das betrifft genauso die Automobilbranche oder große Industriebetriebe“, berichtet Carsten Wille.

Von Mangal Döner bis zur Bundeswehr

Auch türkische Küche à la Döner wird bald im Kochroboter CA-1 von Circus zubereitet dank der Kooperation mit Mangal und Lukas Podolski.
Auch türkische Küche à la Döner wird bald im Kochroboter CA-1 von Circus zubereitet dank der Kooperation mit Mangal und Lukas Podolski. (Quelle: Circus Group)

Ein großer Coup in 2025 ist die Kooperation mit Mangal Kebap und Lukas Podolski. Gemeinsam will man ab 2025 bis zu 2.400 autonome Lebensmittel-Roboter in Deutschland und Europa einführen. Dazu hat Mangal x LP10, Deutschlands bekannteste Döner-Franchise-Kette, einen mehrstufigen Vorvertrag unterzeichnet. Zunächst soll die Technologie in mehreren Flagships Stores im Raum Köln/Düsseldorf in 2025 starten. Die Rezepte dafür wird eine Sterneköchin kreieren. Werden bei der Einführungsphase die anvisierten Wachstumsziele von Mangal erreicht, sollen über 1.600 weitere Roboter in Deutschland sowie 800 Einheiten in Polen über mehrere Jahre hinweg installiert werden.
Metin Dag, Gründer und Geschäftsführer von Mangal x LP10 Döner kommentiert: „Wir haben den Markt sondiert und uns mit dem CA-1 von Circus für die fortschrittlichste Lösung entschieden. Jetzt freuen wir uns, gemeinsam mit der Circus Group die Zukunft des Fast-Foods mit der Einführung von völlig autonomen Dönerläden zu gestalten. Bei Mangal x LP10 war es schon immer unser Ziel, authentische türkische Aromen in höchster Qualität anzubieten. Durch die Integration der hochmodernen KI-Robotik der Circus Group bleiben wir nicht nur unserem kulinarischen Angebot treu, sondern setzen auch einen neuen Standard für Innovationen in der Gastronomie.”

Die Circus Group tüftelt aber auch im Rahmen einer Development Partnerschaft mit Strabag an einer Verpflegungslösung für Baustellen.
Darüber hinaus gibt es mit dem CA-1M eine mobile Variante, die sich in einen klassischen Seecontainer verpacken und verschiffen lässt – z. B. in Krisengebiete, wo die Bundeswehr im Einsatz ist.
Aber auch international ist der Kochroboter gefragt. Über 5.000 Kochroboter sollen nach China gehen, Peking steht bereits Schlange. Global wird ein Rollout in 2026/27 angepeilt.

Über die Circus Group

Wer steckt eigentlich hinter der Circus Group? Gestartet ist das Unternehmen 2021 als Betreiber von Mikro-Küchen-Hubs. Die beiden Gründer brachten dabei ihre Erfahrung aus dem Technologie-, Software- und Food-Bereich mit ein. So ist CEO Nikolas Bullwinkel auch Co-Founder von Flink, dem deutschen Marktführer für Lebensmittellieferungen mit über 12.000 Mitarbeitern. CCO Carsten Wille ist Gründer und ehemaliger CEO von Etepetete, einem E-Commerce-Unternehmen für Lebensmittelabonnements, das den europäischen Markt seit über zehn Jahren dominiert.

Im Beirat finden sich zudem u. a. der langjährige Compass Group-Manager Jürgen Thamm als Profi für die Gemeinschaftsgastronomie oder Dr. Maria Danninger, ehemalige Leiterin der Abteilung Technologie und Innovation am Institut für Robotik und Maschinelle Intelligenz der Technischen Universität München (TUM) als Robotik-Koryphäe.

Aus Aitme wurde der CA-1 der Circus Group

Im Sommer 2023 folgte ein wesentlicher Meilenstein: die Übernahme von Aitme, einem Start-up, das sich rühmen darf, den ersten Kochroboter dieser Art marktfähig gemacht zu haben. Wenig später folgte bereits ein weiterer Meilenstein: der Börsengang des Unternehmens.
Allerdings hat der heutige CA-1 hat mit dem einstigen Aitme-Modell – außer der Hülle – laut Carsten Wille nicht mehr viel gemein. „Wir haben das Modell bewusst erstmal vom Markt genommen und vor allem software-seitig überarbeitet. Im Kern arbeitet nun unser Betriebssystem Circus AI, das auf KI basiert.“

Nachgefragt bei: Carsten Wille, CCO, Circus Group

Mehr zum Kochroboter CA-1 und der Strategie der Circus Group hat Carsten Wille der Redaktion GVMANAGER im Interview verraten.

Carsten Wille, CCO Circus Group, über den Kochroboter CA-1
Quelle: Circus Group

„Wir haben in Deutschland die besten Voraussetzungen, um weltweit führend in der Entwicklung von KI und Automatisierung zu sein. Der Entwicklungsstandort der Circus Group liegt nicht umsonst in München, in der Nähe der Technischen Universität, aber auch großer Maschinenbauer und Automobilhersteller. Ich glaube fest daran, dass wir aus Deutschland heraus eine globale Erfolgsgeschichte schreiben können.“

Carsten Wille, CCO, Circus Group

Herr Wille, wie punktet der Kochroboter CA-1 gegenüber einer klassischen gewerblichen Küche?

Wir können mit deutlich geringeren Initialkosten sowie laufenden personellen Kosten im Vergleich zu einer klassischen gewerblichen Küche ein qualitativ hochwertiges, frisches und vielfältiges Speisenangebot auf die Teller bringen – nahezu vollautomatisch. Und das wird stark nachgefragt.

Der CA-1 benötigt 6,7 m2 Stellfläche, Starkstrom, Frisch- und Abwasser, 36 Zutaten und täglich eine Stunde personelle Rüst- und Reinigungszeit – fertig. Im Ergebnis liefert er 60 bis 120 Essen pro Stunde, vom Frühstück über den Salat bis hin zu Mittagessen und Dessert. Eine Untertischspülmaschine ist ebenso integriert wie eine Abluftlösung.

Wie sieht das Geschäftsmodell aus: Kaufen oder Mieten?

Es setzt sich zusammen aus einer etwa sechsstelligen initialen Investition und einer monatlichen Gebühr für die Softwarenutzung, Wartung und Beratung.
In Summe liegen wir damit trotzdem weit unter den Kosten für eine klassische gewerbliche Küche plus Personal. Erst recht vor dem Hintergrund steigender Personalkosten.
Für den CA-1 reicht nämlich eine Arbeitskraft aus, die täglich etwa eine Stunde für Reinigung und Stockmanagement tätig ist.

Kochroboter folgen dem Prinzip der automatisierten Systemgastronomie – können Sie das am CA-1 veranschaulichen?

Wir haben 250 Hauptzutaten definiert, mit denen der CA-1 arbeiten kann. Beispielsweise dürfen Stückchen eine gewisse Größe nicht überschreiten, damit sie durch die Fördertechnik passen. Daraus ergeben sich Millionen von Variationsmöglichkeiten – von Frühstück und Salat über Suppe, Hauptspeise bis hin zu Desserts wie Kaiserschmarrn. Diese Zutaten listen wir bei verschiedenen Großhändlern unter unserem Namen, sodass sie von Anwendern unserer Technik über ihre eigene Supply Chain bestellt werden können.

Der Kunde oder Betreiber bestimmt die Qualität, ganz nach dem „Quality in, Quality out-Prinzip“. Er wählt sich aus dem Portfolio seine 36 Grundzutaten, darunter 24 feste und 12 flüssige und bestimmt damit auch das Angebotsspektrum.

Im CA-1 sind bereits Rezepturen hinterlegt. Wer hat diese entwickelt?

Der Kochroboter CA-1 der Circus Group soll den Foodservice revolutionieren.
Quelle: Circus Group

Die Rezepturen stammen von unserem zweiköpfigen Culinary Team: Yubal, gebürtig aus Israel, bringt neben großem kulinarischen Know-how auch viel technisches Verständnis für das Produkt mit. Björn hat als ehemalige Head of Menu von McDonald’s einen besonderen Blick auf die nötige Systematik.

Das ist wirklich ein kleines Team…

80 Prozent unserer 90 Mitarbeitenden sind Ingenieure, wir sind eine Software Company first. Dabei verteilen wir uns auf drei Standorte: In München sind Research and Development in Sachen Hardware und Konstruktion angesiedelt, aufgrund der Nähe zur Technischen Universität und zum Automotive-Sektor. In Berlin sitzt vorrangig das Software-Team und in Hamburg ist das Headquarter.

Welche Rolle spielt Deutschland bei der Entwicklung solcher Technologien?

Deutschland hat enormes Potenzial, sowohl was die Ingenieurskunst als auch die Innovationskraft angeht. Wir haben hier die besten Voraussetzungen, um weltweit führend in der Entwicklung von KI und Automatisierung zu sein. Das ist natürlich ein ganzes dickes Brett, das wir da bohren, aber wir wollen das vorantreiben. Der Entwicklungsstandort der Circus Group liegt nicht umsonst in München, in der Nähe der Technischen Universität, aber auch großer Maschinenbauer und Automobilhersteller. Ich glaube fest daran, dass wir aus Deutschland heraus eine globale Erfolgsgeschichte schreiben können. Nichtsdestotrotz haben wir in unserem Unternehmen Mitarbeiter aus über 26 Nationen, die auch den internationalen Austausch vorantreiben können, was ich als große Stärke sehe.

Unsere Mitarbeiter begeben sich aktuell in richtig wildes Fahrwasser und wir arbeiten daran, das in ruhigere Bahnen zu lenken. Aber das Team hat richtig Lust und ist hochmotiviert Robotics aus Deutschland mit KI mitzugestalten. Und auch die Kunden ziehen da begeistert mit.

Wir wollen – gemeinsam mit unseren Kunden – die Zukunft gestalten.

Der CA-1 schafft zwischen 60 und 120 Essen pro Stunde. Ist auch ein Modell mit größerem Output geplant?

Unsere Pläne wollen wir derzeit noch nicht verraten. Aber fest steht: Wir arbeiten an verschiedenen Technologien. Mit dem CA1 haben wir eine tolle Lösung für den Markteintritt, die sich mithilfe unseres Manufacturing Partners gut skalieren lässt.

Was ist das Erfolgsrezept von des Unternehmens?

Der Erfolg eines Unternehmens steht und fällt mit der Struktur dahinter. Daher haben wir darauf einen ersten Fokus gelegt. Das beginnt bei einer soliden Finanzierung, die schließlich in der Börsennotierung der Unternehmensaktien mündete. Aber auch die Mitarbeiterakquise ist wichtig. Derzeit besteht unser Team aus rund 90 Mitarbeitern aus 26 Nationen.

Produktionsseitig haben wir einen der größten globalen Service Manufacturer als Partner gewonnen. Dieser setzt am Markt etablierte Komponenten, wie die Untertischspülmaschine von Winterhalter und Induktionsplatten zusammen und wir kümmern uns darum, das Ganze mit Hilfe von KI zu orchestrieren. Denn strategisch befassen wir uns sehr stark mit KI und deren Potenzialen.

Für uns ist es wichtig, nicht reine Technologie zu entwickeln, sondern echte Probleme zu lösen. Der Fokus liegt darauf, Prozesse effizienter zu gestalten und gleichzeitig den kulinarischen Standard zu erhöhen.

Und welche Potenziale sind das?

Ich glaube wir sind nicht mehr so weit entfernt vom Replikator aus Star Trek, dem man sagt, ich hätte gerne Spaghetti Bolognese und er beamt einem das Ergebnis. Denn auch den CA-1 kann man schon in einem AI-Use-Case sprachsteuern – und 20 bis 300 Sekunden später hält man das Ergebnis in Händen. Worum es geht: ein Erlebnis für den Kunden zu generieren, beispielsweise durch Interaktion mit der Maschine.

In puncto Effizienz bringt die KI viel Potenzial mit. „Besonders spannend sehe ich neben der Integration von Sprachsteuerung auch Agenten-KI, die es ermöglicht, intuitiv mit Maschinen zu interagieren.

Weitere Potenziale sehe ich beispielsweise in den Prozessen, die dem CA-1 vorgelagert sind: Zur Bestückung braucht man aktuell noch einen Operator, vielleicht macht das in Zukunft aber auch ein Roboter? Und wird die Ware in Zukunft eventuell von vollautonomen Fahr- und Transportsystemen angeliefert?

Herzlichen Dank für das Gespräch!

Die wichtigsten Fakten rund um den Kochroboter CA-1

  • Anbieter: Circus Group (weiterentwickelt aus dem ersten Kochroboter von Aitme)
  • Stellfläche: 6,7 m2
  • Nötige Infrastruktur: Starkstrom, Frisch- und Abwasser
  • Enthaltene Technik: Kühlung, Induktionskochtechnik (Menu System), Spülmaschine (Winterhalter), Ausgabeschacht
  • Kapazität: bis zu 500 Gerichte pro Zutatenladung
  • Essen pro Stunde: 60 bis 120 Essen (je nach Gericht)
  • Fassungsvermögen: 36 Grundzutaten, darunter 24 feste und 12 flüssige
  • Angebotsbreite: max. 20 Gerichte empfohlen (250 Rezepturen vordefiniert), theoretisch alles, was sich in einer Schüssel (One-Pot) servieren lässt, vom Frühstück über den Salat bis hin zu Mittagessen und Desserts wie Kaiserschmarrn
  • Kochzeit pro Gericht: 3–4 Min.
  • Break-even: ab 62 Gerichten/Tag (bei einem Preis von je 8,90 Euro und 6-Tages-Betrieb)
  • Lieferzeit: 3–6 Monate
  • Investitionsvolumen: rund 265.000 Euro, plus monatliche Gebühr für die Softwarenutzung, Wartung und Beratung.

Quelle: B&L MedienGesellschaft

Bild von Claudia Kirchner

Claudia Kirchner

Die Branche der Gemeinschaftsgastronomie begleitet Claudia Kirchner nun schon seit fast 20 Jahren, gestartet als journalistische Quereinsteigerin, wie im Fachjournalismus nicht selten. Dafür ist sie als Dipl.-Oecotrophologin quasi vom „Fach“. Und obwohl ihre Leidenschaft zu Studienzeiten eher der Ernährungsphysiologie und Mikrobiologie, denn der Haushalts- und Großküchentechnik galt, machte sie die redaktionelle Arbeit zu einer ausgewiesenen Technikexpertin. Als einstige FÖJ-lerin sensibilisiert für „Ökologie“, hat sie zudem deren „große Schwester“ – Nachhaltigkeit – frühzeitig in der Münchner Zentralredaktion zum Thema gemacht. Ihr Antrieb als Chefredakteurin des GVMANAGER, Redakteurin des Fachmagazins und Impulsgeberin der Zentralredaktion ist es, den Lesern praxistaugliche Tipps für den Umgang mit kleinen und großen Herausforderungen des Großküchenalltags an die Hand zu geben und spannende Einblicke in Erfolgsrezepte von Kollegen zu geben.

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