Wie gehen GV-Manager mit der Mehrwegangebotspflicht um? Für welche Mehrwegkonzepte haben sie sich entschieden? Eine Leserumfrage.
Quelle: Colourbox.de

Umfrage: Mehrwegkonzepte in der GV

Ein großes Thema in 2023: die zum 1. Januar in Kraft getretene Mehrwegangebotspflicht. Grund genug für die Redaktion GVMANAGER, bereits in der Leserumfrage Ende 2022 abzufragen, welchen Stellenwert Mehrwegkonzepte aktuell und künftig in der Gemeinschaftsgastronomie haben. Schließlich müssen gastronomische Betriebe mit mehr als fünf Vollzeitkräften und einer Verkaufsfläche ab 80 m2 Gästen eine Alternative zu Einwegverpackungen aus Kunststoff anbieten – Kriterien, die auf viele GV-Betriebe zutreffen. Und abgesehen von der gesetzlichen Verpflichtung sind To-go-Angebote im Zuge von Homeoffice und Co. ohnehin bei Gästen gefragt.

Was überrascht: Trotz der Gesetzesänderung haben Mehrwegkonzepte 2023 im Vergleich zu anderen „Baustellen“ eine deutlich geringere Priorität bei den GV-Verantwortlichen. Einzig im Teilbereich Betriebsgastronomie rangierten Mehrwegkonzepte unter den Top 5-Themen (auf Platz 4) , die in 2023 Priorität genießen. Wohl vor allem angesichts des Kostendrucks und Personalmangels stufte der Großteil Energiesparen, Einkaufsmanagement, Nachhaltiges Speisenangebot und Personalakquise sowie die generelle Kostenminimierung als wichtiger ein.

Betriebs- und Hochschulgastronomie bereits gut aufgestellt

Welche Priorität hat das Thema Mehrwegkonzepte in 2023 bei GV-Managern?
(Quelle: GVMANAGER)

Nichtsdestotrotz gaben 46,7 % der Umfrageteilnehmer an, Mehrwegkonzepten eine hohe Priorität beizumessen. Ein Drittel (33,6 %) der Befragten stufte das Thema „nur“ noch mit mittlerer Priorität ein, 19,7 % mit geringer Priorität. Der Grund liegt wohl darin, dass sich viele bereits vor dem Stichtag 1. Januar 2023 Gedanken gemacht und auch schon Konzepte auf den Weg gebracht haben. In Teilbereichen wie der Seniorenverpflegung und der Eventgastronomie, wo üblicherweise direkt vor Ort auf Geschirr gegessen wird, hat Mehrweg kaum Relevanz.

Auffallend ist, dass Betriebs- und Hochschulgastronomie sich bereits deutlich intensiver und oft auch deutlich früher mit Mehrwegkonzepten befasst haben als die Teilbereiche Schul- und Care-Verpflegung. Speisen zum Mitnehmen gibt es beispielsweise bei der WMF Gastronomie bereits seit zwei Jahren ausschließlich in Mehrwegbehältnissen, wie Leiter Markus Jüngert betont. Bei Bernd Blümlein, Leiter Gastronomie bei der Hoffmann Group in Nürnberg, gibt es ebenfalls nur Mehrwegangebote und kein Einweg mehr.
Der Trierer Spruchbecher bietet laut Andreas Wagner, Geschäftsführer des Studiwerks Trier, bereits seit 2013 eine attraktive Mehrwegalternative.

Hemmnisse in Schulen und Care-Bereich

„Im Krankenhaus kann oft aus logistischen und personellen Gründen auf Einweg nicht prinzipiell verzichtet werden.“

GV-Verantwortlicher, Teilbereich Patientenverpflegung

An Schulen oder im Care-Bereich, wo To-go-Angebote ohnehin seltener sind, hat man mit dem Mehrwegangebot noch gewisse Schwierigkeiten. So findet Heiko Lemke, Prokurist der WSG Wildauer Servicegesellschaft, dass es an der Bereitstellung bezahlbarer Mehrwegkonzepte fehle – gerade für die Sozialwirtschaft im Bereich der Senioren-, Kita- und Schulverpflegung. Auch Udo Herberg, Verpflegungsmanager Diakonissen Stiftungskrankenhaus Speyer, findet, man kann nicht alle Bereiche der Außer-Haus-Verpflegung in einen Topf werfen: „Es wird leider zu oft einfach alles für alle umgesetzt – und das geht leider nicht immer.“
Ein weiteres Argument eines Verantwortlichen aus der Patientenverpflegung: „Im Krankenhaus kann oft aus logistischen und personellen Gründen auf Einweg nicht prinzipiell verzichtet werden.“
Und in Schulen erschwert das Verbot der Handynutzung diverse Mehrweg-Poolkonzepte, die das Ausleihen und die Rückgabe per App organisieren. „In unserer Schulkantine ist es selbstverständlich, dass das Geschirr vor Ort bleibt und wieder gespült wird. Ein Pfandsystem würde einen immensen Mehraufwand bedeuten“, ergänzt Daniela Fabricius, Küchenleiterin der Schulkantine der Freien Waldorfschule Wetterau, einen weiteren Aspekt.

Mehrwegkonzepte priorisiert

Damit Mehrwegkonzepte von Gästen auch angenommen werden, will die Hälfte der Befragten ihre Gäste für das Thema Mehrweg sensibilisieren. 31 % der GV-Manager wollen sogar ausschließlich Mehrweg-Speisenbehältnisse anbieten und 21 % ausschließlich Mehrweg-Getränkebecher. Um dafür Anreize zu schaffen, gaben 13 % der Befragten an, Getränke und Speisen in Mehrwegbehältnissen zu einem geringeren Preis abzugeben.

Insel- oder Poollösung?

Die Ausgabe der To-go-Speisen und -Getränke erfolgt bei 27 % in eigens angeschafften Mehrweglösungen. Die CANtine by Traube Tonbach hat beispielsweise in mit dem eigenen Corporate Design versehene Mehrwegbehältnisse des Herstellers Ornamin investiert. „Wir haben Melamin-Geschirr wegen der Vielfalt der Behältermöglichkeiten, der schöneren Optik sowie der Zero-Waste-Philosophie des Herstellers zugekauft. Das war eine hohe Investition, wir sind so aber flexibler“, argumentiert Wilfried Denk, Mitglied der Geschäftsleitung CANtine by Traube Tonbach. Auch in der WMF Gastronomie wurde eine eigene Mehrwegkomplettlösung angeschafft.

(Quelle: Audi Gastronomie)

„Wir arbeiten bereits seit 2021 mit Vytal zusammen. Die Nutzung ist für den Gast kostenfrei. Im Zuge dessen haben wir auch alle Einwegverpackungen zu Ende 2020 auf nachhaltige Lösungen umgestellt. Die Einwegverpackungen kosten bei uns seit einem Jahr pro Stück extra.“

Victoria Broscheit, Leiterin Audi Gastronomie

25 % der GV-Manager wiederum schlossen sich laut Umfrage einer Mehrweg-Poollösung an. Die E.ON Gastronomie hat z. B. das Mehrwegsystem von Vytal eingeführt – ergänzend zum eigenen Mehrwegpfandsystem wie Horst Kafurke, Geschäftsführer der E.ON Gastronomie, erklärt. Auch bei Audi können Mitarbeiter ihre Speisen in Vytal-Behältnissen mit nach Hause nehmen: „Wir arbeiten bereits seit 2021 mit Vytal zusammen. Die Nutzung ist für den Gast kostenfrei. Im Zuge dessen haben wir auch alle Einwegverpackungen zu Ende 2020 auf nachhaltige Lösungen umgestellt. Die Einwegverpackungen kosten bei uns seit einem Jahr pro Stück extra“, erklärt Victoria Broscheit, Leiterin Audi Gastronomie, die Herangehensweise. Im Studierendenwerk Heidelberg steht den Studenten in den Mensen und Cafés das Mehrwegsystem von Recup/Rebowl zur Verfügung. Einweg-Speisebehältnisse werden laut Tim Hillemann, Abteilungsleiter Hochschulgastronomie, nicht mehr nachbestellt, der Restbestand bis zum Auslauf aber weiter verwendet.

Einweg wird bleiben

Für viele GV-Betriebe stellt die Umstellung auf Mehrwegkonzepte daher eine große Herausforderung dar. 27 % der Befragten wollen ihren Gästen die Wahl zwischen Ein- und Mehrweg lassen. Knapp 54 % der Umfrageteilnehmer gaben an, nicht komplett auf Einwegverpackungen verzichten zu können.

(Quelle: WMF Group)

„Es gibt bei uns seit zwei Jahren nur noch Mehrwegbehälter zum Mitnehmen der Speisen. Alles andere, was in den Automaten z. B. zum Mitnehmen ist, ist aus nachhaltigem Bagasse-Material hergestellt.“

Markus Jüngert, Leiter WMF Gastronomie

Das kann mitunter auch technischer Natur geschuldet sein: „Im Verpflegungsautomatenbereich kann derzeit eine reine Abgabe mit Mehrwegbehältnissen noch nicht vollständig umgesetzt werden“, erklärt Bernd Müller, Prokurist und Cateringleiter bei BIG – Betriebsverpflegung für Industrie und Gewerbe. Ähnlich verhält es sich bei Markus Jüngert, der To-go-Speisen in Automaten in Behältnissen aus nachhaltigem Bagasse-Material verkauft. Ein weiterer Grund, weshalb Einwegbehältnisse vorerst bleiben werden, ist die Rücknahmelogistik. 18 % der GV-Betriebe bereitet diese noch Probleme.

Über die Leserumfrage

Im November 2022 nahmen 169 GV-Führungskräfte an einer Online-Umfrage des GVMANAGER teil. Abgefragt wurde ein Resümee zu 2022 und ein Ausblick auf 2023. Das gesamte Stimmungsbild der Branche gibt es in GVMANAGER 12/2022 zu lesen.

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Rückgabeautomaten

Lediglich 1 % der Umfrageteilnehmer bieten Automaten zur Rücknahme der Mehrwegbehältnisse an. Gerade diese bergen als 24/7-Lösung jedoch großes Potenzial für mehr Akzeptanz bei Gästen. Die Redaktion GVMANAGER hat Automatenlösungen daher genauer unter die Lupe genommen. Welche Vorteile diese bieten und welche Mehrweganbieter Automaten im Portfolio haben, erfahren Sie in der aktuellen Ausgabe 3/2023 des GVMANAGER.

Quelle: B&L MedienGesellschaft

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