Zum Mittagessen gibt es zu selten Gemüse, dafür aber ein deutliches Überangebot an Fleisch – zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Auswertung von Kita-Speiseplänen der Vernetzungsstelle Kitaverpflegung der Verbraucherzentrale Niedersachsen, die resümiert: Bei der Erfüllung der DGE-Qualitätsstandards für Verpflegung in Kitas ist noch Luft nach oben.
Vernetzungsstelle Kitaverpflegung nimmt Speisepläne unter die Lupe
Insgesamt 414 niedersächsische Wochenspeisepläne wurden hierfür unter die Lupe genommen. Ergänzend zu einer Umfrage aus 2023 geben die Ergebnisse einen vertiefenden Einblick in den Essalltag von Krippe und Kindergarten.
„Mit der Kitaverpflegung soll das gesundheitsbewusste Essverhalten gefördert und Kinder sollen mit essenziellen Nährstoffen versorgt werden“, sagt Tanja Bolm, Leiterin der Vernetzungsstelle Kitaverpflegung, und erklärt: „Zum Mittagessen gehören daher mehrere Komponenten. Gegartes Gemüse oder Rohkost bzw. Salat, eine Stärkebeilage wie Getreideprodukte oder Kartoffeln sowie ein Getränk sollten dabei täglich im Angebot sein.“
So formuliert es auch der DGE-Qualitätsstandard für die Verpflegung in Kitas, der u. a. für Wochenspeisepläne konkrete Empfehlungen zu Häufigkeiten von Lebensmittelgruppen gibt. „Einige dieser Gruppen sind täglich vorgesehen, für andere gibt es wiederum Maximal- oder Minimalvorgaben“, erklärt Tanja Bolm. Maximalwerte gelten beispielsweise für Fleisch, Wurstwaren und Kartoffelerzeugnisse.
Von Fleisch zu viel, von Gemüse zu wenig
Gerade einer dieser Werte wird jedoch laut Auswertung der Vernetzungsstelle in vielen niedersächsischen Kitas derzeit überschritten. „55,6 Prozent der Wochenpläne haben mit Fleisch an zwei bis fünf Tagen ein deutliches Überangebot“, berichtet die Expertin. Bei den Maximalwerten für Kartoffelerzeugnisse hingegen erfüllen fast alle Speisepläne der Kitas (94 Prozent) die Anforderungen.
Was indessen häufiger auf dem Tisch stehen könnte, ist Gemüse: 42,8 Prozent der untersuchten Wochenspeisepläne decken den täglichen Bedarf ab – mehr als die Hälfte jedoch nicht. „Bei Durchsicht der Pläne ist aufgefallen, dass an Tagen, an denen es ein süßes Hauptgericht gibt, die Gemüsekomponente in 71,9 Prozent der Fälle ganz fehlt“, merkt Tanja Bolm an. Stattdessen gibt es zum Teil zusätzlich ein süßes Dessert wie Früchtejoghurt im Nachgang zu Vanillemilchreis mit Kirschkompott.
Vernetzungsstelle Kitaverpflegung rät: Mittagsverpflegung regelmäßig selbst überprüfen
Neben einer kostenfreien, umfangreichen Fachberatung zum Verpflegungsangebot bietet das Team der Kitavernetzungsstelle allen Einrichtungen sowie Essenslieferanten in Niedersachsen einen kostenfreien Speiseplan-Check an. Zudem können Kitas vorhandene Checklisten nutzen, um ihre Mittagsverpflegung regelmäßig selbst zu überprüfen. So können beispielsweise Lücken und Ansätze zur Optimierung des Speiseplans aufgedeckt werden.
Darüber hinaus empfiehlt die Vernetzungsstelle Kitaverpflegung eine klare Kennzeichnung im Speiseplan. „Den Mahlzeiten fehlt immer wieder eine eindeutige Bezeichnung. Bei Fantasienamen wie Wikingersuppe können Erziehungsberechtigte und Kinder nicht unbedingt wissen, was genau sich dahinter verbirgt“, sagt Tanja Bolm. Gleiches gelte auch für regional typische Speisen, die nicht jeder kennt oder versteht. Eine klare Kennzeichnung hingegen schaffe mehr Transparenz.
Eine Zusammenfassung der gesamten Auswertung finden Interessierte auf der Website der Vernetzungsstelle Kitaverpflegung der Verbraucherzentrale Niedersachsen.
Unter 52 kg pro Kopf: Fleischverzehr sinkt
Der langfristige Trend zu einem geringeren Fleischverzehr in Deutschland setzt sich auch 2023 fort. Die Zahlen des BLE zeigen: Der Fleischverzehr in Deutschland sinkt auf ein neues Rekordtief. ProVeg und Cem Özdemir sehen darin eine Chance.
Quelle: Vernetzungsstelle Kitaverpflegung der Verbraucherzentrale Niedersachsen