FOOD2050 ist Teil der Dauerausstellung โ€žExperience Energyโ€œ im Verkehrshaus.
Quelle: David Niederhauser/ Merlin Photography Ltd.

Projekt Food2050 bei der ZFV

Mit dem Menรผleitsystem Food2050 werden am Campus Irchel an der Universitรคt Zรผrich nicht nur schlicht die Speisenangebote benannt und gezeigt. Auch deren Klimawirkung und Gesundheitswert wird visualisiert. Dabei geht man in puncto Klimawirkung einen komplett neuen Weg. Statt des CO2-FuรŸabdrucks oder einer Sternebewertung zeigt das Menรผleitsystem auf groรŸen Displays und weiteren digitalen Touchpoints ein riesiges Thermometer und eine Gradzahl. So steht neben dem Gericht โ€žGerรถsteter Hokkaido Kรผrbis und Chimichurriโ€œ die Zahl +1,4ยฐC, dessen Klimawirkung. Sprich: Wenn sich alle Menschen von diesem Gericht ernรคhren wรผrden, wรผrde die Erderwรคrmung theoretisch um +1,4ยฐC ansteigen.

โ€žEinzigartig an unserer Zusammenarbeit mit dem ZFV ist, dass die Messung aller Betriebe ad hoc funktioniert hat. Damit ist das Projekt das erste dieser GrรถรŸe welches alle Betriebe โ€“ und damit alle CO2-Emissionen der Lebensmittel des ganzen Unternehmens โ€“ betrachtet.โ€œ

Manuel Klarmann, Mitgrรผnder und Geschรคftsfรผhrer, Eaternity

Eingesetzt wird das Menรผleitsystem Food2050 seit Januar 2022 am Campus Irchel, der zu den Zรผricher ZFV-Unternehmungen (ZFV) gehรถrt. Insgesamt ist der ZFV in รผber 200 Betrieben der Bereiche Gastronomie, Hotellerie sowie Kinderbetreuung und -verpflegung tรคtig. Dort soll das Menรผleitsystem sukzessive ebenfalls eingefรผhrt werden.

Berechnung der Klimawirkung durch Food2050 und Eaternity

โ€žDas Menรผleitsystem 2050 berechnet, welche Auswirkung der berechnete CO2e-Wert auf die Klimaerwรคrmung hat, und weist diese Information in Grad Celsius aus. Dies erlaubt die direkte Anknรผpfung an das Pariser Klimaabkommen, in dem angestrebt wurde, dass sich die Erde bis 2050 maximal um +1,5ยฐC erwรคrmen sollte.โ€œ

Christian Kramer, CEO und Mitgrรผnder, Food2050

Doch wie genau werden die Werte berechnet und visualisiert? Die Basisarbeit leistet Eaternity. 2014 gegrรผndet, wobei die Idee auf das Jahr 2008 zurรผckgeht, verfรผgt dieses Unternehmen รผber eine der umfangreichsten Datenbanken entlang der Lebensmittelversorgungskette. Mit diesen Daten werden die Umweltauswirkungen der Gerichte und deren Zutaten mit der Methode der Lebenszyklusanalyse berechnet und in CO2-ร„quivalenten angegeben. Dabei flieรŸt u. a. ein, woher die Zutaten stammen, wie sie verarbeitet wurden โ€“ und zwar direkt รผber das vor Ort verwendete Warenwirtschaftssystem von necta. โ€žEinzigartig an unserer Zusammenarbeit mit dem ZFV ist, dass die Messung aller Betriebe ad hoc funktioniert hat. Damit ist das Projekt das erste dieser GrรถรŸe welches alle Betriebe โ€“ und damit alle CO2-Emissionen der Lebensmittel des ganzen Unternehmens โ€“ betrachtetโ€œ, berichtet Manuel Klarmann, Mitgrรผnder und Geschรคftsfรผhrer von Eaternity.

รœbersetzung des CO2-e-Werts in eine Gradzahl

Da sich viele Gรคste unter den reinen CO2-Werten aber nichts vorstellen kรถnnen, รผbersetzt Food2050 diese Zahl. โ€žDas System berechnet, welche Auswirkung der angegebene CO2e-Wert auf die Klimaerwรคrmung hat, und weist diese Information in Grad Celsius aus. Dies erlaubt die direkte Anknรผpfung an das Pariser Klimaabkommen, in dem angestrebt wurde, dass sich die Erde bis 2050 maximal um +1,5ยฐC erwรคrmen sollteโ€œ, erlรคutert Christian Kramer, CEO und Mitgrรผnder von Food2050. Die Basis des Systems bildet das Climate Impact Model (CIM). Es รผbersetzt die wissenschaftlich berechneten Klimaemissionen von Menรผs in deren Klimawirkung in Grad Celsius.

Nachgefragt bei…

Mehr zu den Hintergrรผnden des Projekts und der nachhaltigen Ausrichtung des ZFV haben der Redaktion GVMANAGER im Folgenden vier Gesprรคchspartner berichtet:

  • Dario Notaro, Chief Business Development Officer der ZFV,
  • Marcel Lutz, Product Manager und F&B Angebotsentwickler der ZFV,
  • Olga Steiger, Leiterin Nachhaltigkeit, Unternehmensentwicklung und Qualitรคtsmanagement der ZFV. sowie
  • Christian Kramer, CEO und Mitgrรผnder von Food2050.

Welches Ziel haben Sie mit der Einfรผhrung von Food2050 verfolgt?

Dario Notaro: Ziel der Berechnungen von Food2050 und der Visualisierung vor Ort ist es, mehr Transparenz zu schaffen. Die strategische Partnerschaft unterstรผtzt uns damit darin, unsere Gรคste zu informieren und zu sensibilisieren. So kรถnnen sie besser verstehen, wie viel jeder Einzelne fรผr das Klima und die eigene Gesundheit tun kann. Mit einer einfachen Entscheidung am Mittagstisch. Dass die Entscheidung fรผr die Umwelt absolut nichts mit Verzicht zu tun haben muss, stellen die von unserem F&B-Team kreierten klimafreundlichen und ausgewogenen Menรผkreationen unter Beweis. Mit einer kreativen Klimakรผche unterstรผtzt unser F&B-Team das Ziel, die Gรคste fรผr eine nachhaltige Ernรคhrung zu begeistern. Und dank dem Food2050-Ticker vor Ort ist die Erreichung dieses Ziels transparent sichtbar.โ€œ

Wie hat sich seit Einfรผhrung des Menรผleitsystems ggf. das Auswahlverhalten der Gรคste verschoben?

Dario Notaro: Uns wird immer wieder berichtet, dass sich Gรคste von den Zahlen inspirieren lassen. Den allermeisten war die konkrete Auswirkung ihrer Menรผwahl bis dato nicht bewusst. Handfeste Zahlen und Auswertungen zum Verhalten haben wir noch nicht, diese werden aber in Kรผrze folgen.

Haben Sie die Rezepturen angepasst, um geringere Werte ausloben zu kรถnnen?

Marcel Lutz: Bei der Rezeptierung spielen verschiedene Faktoren eine Rolle, Food2050 hilft uns dabei die Klimawirkung und Ausgewogenheit unserer Menรผs aktiv zu รผberprรผfen und Massnahmen zu treffen die unser Angebot fรผr die Umwelt und fรผr unsere Gรคste laufend verbessern. Und dies nicht nur hinsichtlich der Klimawirkung, sondern auch bezรผglich der Ausgewogenheit. Neben der transparenten Kommunikation an unsere Gรคste ist auch die laufende Verbesserung unseres Angebotes ein wichtiges Ziel der strategischen Partnerschaft. Dieses Ziel verfolgen wir auch weiterhin.

Sie haben zuvor bereits Ausgewogenheit und Umweltfreundlichkeit der Gerichte gekennzeichnet โ€“ mit dem Menรผ-Nachhaltigkeits-Index (MNI). Warum der Wechsel?

Marcel Lutz: Der Fokus des MNI lag auf den diversen Umwelteinwirkungen. Mit dem Menรผleitsystem Food2050 gehen wir nun viel stรคrker auf die Klimawirkung ein und kรถnnen diese visualisieren bzw. transparent ausweisen. Da dies alles digital geschieht, ist es sehr modern und trifft den Zeitgeist, v.a. bei unseren Gรคsten an den Universitรคten. Fรผr diese Zielgruppe ist die digitale Verfรผgbarkeit an Wissen selbstverstรคndlich. Da sind die Foodprofile genau das Richtige. AuรŸerdem ist die Ausweisung der Klimawirkung in Grad Celsius sehr klar und einfach verstรคndlich. Entsprechendes Feedback haben wir auch von unseren Betriebsleitern vor Ort erhalten. Funktionell bietet das Menรผleitsystem fรผr uns zudem den Vorteil, dass es die benรถtigten Daten vollautomatisch รผber eine ausgereifte Schnittstelle zu unserem Warenwirtschaftssystem Necta zieht. So kรถnnen wir unsere Rezepte wie bis anhin digitalisiert erfassen und die Werte direkt ausweisen.

Worin liegt der Vorteil des Konzepts gegenรผber dem klassischen CO2-Fussabdruck?

Christian Kramer: Nach diversen Piloten wurde immer klarer, dass Konsumenten einen Anhaltspunkt fรผr ihr Verhalten suchen, um globalen Klimazielen und nationalen Ernรคhrungsempfehlungen entsprechen zu kรถnnen. CO2 ist fรผr Konsumenten zu abstrakt, wobei Grad Celsius eine international gรคngige Metrik ist, die sich vor allem auch mit den weltweiten Temperaturrekorden spรผren lรคsst. Zudem erlaubt die Bewertung des Erderwรคrmungspotenzials die direkte Anknรผpfung an das Pariser Klimaabkommen mit +1.5ยฐC. Zentral war fรผr uns das Zusammenspiel der Ausgewogenheit und der Klimawirkung in der Kommunikation, um mittelfristig auch der global anerkannten Planetary Health Diet gerecht zu werden, welche nun รผber Zeit ausgewiesen werden kann.

Sie sagen, Sie wollen den Gรคsten weiter die Wahl lassen: Wie oft gibt es dann z. B. pro Woche noch fleischlastige Gerichte?

FOOD2050 aktuelle digitale Speisekarte an der Universitรคt Zรผrich. รœber einen QR-Code erhalten die Gรคste mehr Infos zu den Gerichten und ihrer Ausgewogenheit, sowie deren Zutaten, Allergenen und weiterfรผhrende โ€žProducer Storiesโ€œ.
Quelle: Manuel Buerkli/ Studio fรผr Kommunikationsdesign

Marcel Lutz: Uns ist es wichtig, unsere Gรคste zwar zu inspirieren, sie aber nicht zu bevormunden. Wir denken an alle Gรคste, auch jene, die sich klassisch ernรคhren wollen. Deshalb bieten wir weiterhin ein Fleischmenรผ oder ein Angebot an Fisch und Fleisch beim Free Flow-Buffet an. In einigen Betrieben bieten wir fรผr die vegetarischen und veganen Menรผs, die mindestens in einer Ausfรผhrung immer zum Angebot gehรถren, auch die Add On-Mรถglichkeit, bei der Fleisch dazu bestellt werden kann. Uns geht es darum, den interessierten Gรคsten Transparenz zu bieten. Wir wollen selbstverstรคndlich zum Umdenken anregen, jedoch ist es absolut in Ordnung, dass sich unsere Gรคste auch einmal ein Schnitzel gรถnnen.

Was macht der ZFV โ€“ abgesehen von einer transparenten Information โ€“ sonst noch fรผrs Klima?

Olga Steiger: Wir messen den AusstoรŸ von Treibhausgasen nicht nur von unseren Menรผs, sondern vom gesamten Unternehmen รผber alle drei Scopes. Somit flieรŸt beispielsweise auch unser Energieverbrauch und der Einkauf von diversen Produkten und Materialien in unsere Treibhausgasbilanz ein, die wir jรคhrlich aktualisieren. Basierend auf unserem AusstoรŸ im Jahr 2019 haben wir uns wissenschaftsbasierte Ziele nach der Science Based Targets Initiative (SBTi) gesetzt, um als Unternehmen den notwendigen Beitrag zur Begrenzung der globalen Erwรคrmung auf 1.5 ยฐC zu leisten. Bis 2050 streben wir an, Netto Null-Emissionen zu erzeugen. Um zielgerichtet vorwรคrtszukommen, erarbeiten wir gerade eine Klimastrategie, wo klimafreundliche Menรผs oder auch die Vermeidung von Food Waste eine groรŸe Rolle spielen. Denn die meisten Emissionen entstehen bei uns im Scope 3, beim Einkauf von Waren und Dienstleistungen.

Wie sieht fรผr Sie eine nachhaltige Mensa aus?

Olga Steiger: Eine nachhaltige Mensa ist fรผr uns ein Begegnungsort, an dem wir unsere Nachhaltigkeitsstrategie so weit wie mรถglich umgesetzt haben. Und da spielen diverse Nachhaltigkeitsaspekte eine Rolle: Sowohl eine kontinuierliche und aus wissenschaftlicher Sicht notwendige Reduktion von Treibhausgasemissionen und Food Waste als auch die Mรถglichkeit, sich ausgewogen zu ernรคhren. Dazu gehรถrt fรผr uns aber auch, dass die nachhaltige Mensa unseren Mitarbeitenden einen Arbeitsplatz bietet, an dem Chancengerechtigkeit und Inklusion gelebt werden. Schliesslich ist in einer nachhaltigen Mensa die gesamte Lieferkette fair ausgestaltet, fรผr Mensch und Umwelt. Eine nachhaltige Mensa hat klare Ziele vor Augen, ruht sich aber nicht auf Erreichtem aus, sondern verbessert sich kontinuierlich weiter.

Wie lautet Ihr Resรผmee nach zwei Jahren Food2050?

Dario Notaro: Vom Beginn der Partnerschaft bis heute hat sich einiges getan: Alleine die technischen Weiterentwicklungen vom ersten Pilotsystem an der Universitรคt Zรผrich bis zu den heutigen Ausfรผhrungen wie beispielsweise im Toni-Areal oder dem Verkehrshaus der Schweiz sind sehr beeindruckend. Und auch wir haben durch die Auswertungen sehr viel dazu gelernt, was unser Angebot in Sachen Klimafreundlichkeit und Ausgewogenheit stetig vorantreibt. Wie Olga aber gerade sagte, geht es darum, sich stetig weiterzuentwickeln und genau das werden wir auch in Zukunft tun.

Herzlichen Dank fรผr das Gesprรคch!

info

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