Das Statistische Bundesamt meldet eine überraschende Entwicklung: Der Bierkonsum in Deutschland geht zurück. Alkoholfrei scheint eher im Trend zu liegen. Dieser Trend bietet aber vor allem Brauereien Anlass zur Sorge. Für die Deutschen zählt das Bier und die Braukunst aber nach wie vor zur Tradition. Ein Grund für den Rückgang ist die Preisentwicklung, da die hohen Lebensmittel- und Rohstoffpreise häufig auf die Verbraucher umgelegt werden.
Auch der Wandel innerhalb der Gesellschaft hin zu einem gesünderen und bewussten Lebensstil bedingt den immer weniger werdenden Genuss von Alkohol. Dadurch nimmt auch die Produktion von alkoholfreiem Bier zu. Neben den nullprozentigen Varianten ist auch das Craftbier zu einem Trendgetränk in Deutschland geworden. Janina Rehbein von myWorld International erklärt die Gründe des rückläufigen Bierkonsums und welche Tendenzen zu beobachten sind.
„Das Bier ist auch nach wie vor das beliebteste alkoholische Getränk in Deutschland.“
Janina Rehbein
Tag des Bieres
Am 2. August war der Internationale Tag des Bieres. Ein Anlass, um auch die wirtschaftliche Entwicklung der Bierindustrie in Deutschland zu betrachten. Die jüngsten Trends bereiten manchen allerdings Sorgen: Sie deuten auf einen geringeren Bierkonsum hin. Im vergangenen Jahr sank dieser auf 8,4 Milliarden Liter – ein Rückgang um rund 4,5 Prozent.1 Dem Statistischen Bundesamt nach ist das Teil einer langfristigen Entwicklung. Dennoch sehen einer Civey-Umfrage zufolge über 70 Prozent der Befragten Bier und Brauereien als wichtig für die deutsche Kultur an.2 Doch woran liegt der sinkende Verbrauch?
Als ein wesentlicher Faktor scheinen die gestiegenen Lebensmittel- und Rohstoffpreise zum Phänomen beizutragen, denn die Brauereien müssen mit steigenden Produktionskosten umgehen. Ein weiterer Faktor ist der Wandel innerhalb der Gesellschaft, hin zu einem gesünderen Lebensstil und einem bewussteren Konsum. Um aber nicht gänzlich auf den geliebten Gerstensaft zu verzichten, greifen deswegen immer mehr Menschen zur alkoholfreien Variante. Darauf reagieren auch die Brauereien, indem sie mehr Bier ohne Alkohol produzieren und auch vielfältige Sorten anbieten. Was das für die deutsche Getränkeindustrie und Bierliebhaber zu bedeuten hat und auf welche Preisentwicklung zugesteuert wird, erläutert die Expertin.
Preisexplosion: Bier soll bald 7,50 Euro kosten
Der Bierkonsum lag 2022 pro Kopf noch bei knapp 92 Litern, im letzten Jahr ist dieser auf 88 Liter zurückgegangen.3 Aufgrund der steigenden Preise für Lebensmittel und Rohstoffe sind die Verbraucher beim Bierkauf zurückhaltender. Der Preisanstieg wirkt sich auch auf die Gastronomie aus: „Aus einigen Prognosen geht hervor, dass der Preis für einen halben Liter Bier in den Gaststätten bis zum Ende des Jahres 7,50 Euro betragen müsste, um die Produktionsausgaben zu decken“, erklärt Janina Rehbein. Nur wenige der Umfrage-Teilnehmer wären bereit, diese Summe zu zahlen. Denn einem Viertel der Befragten sind bereits 4,50 Euro zu teuer.4
Die Sparexpertin kennt den Grund für den drastischen Anstieg: „Die erhöhten Produktionskosten der Brauereien werden häufig an die Konsumenten weitergegeben.“
Alkoholfreies Bier in Deutschland auf Rekordniveau
Ein weiterer Grund für den sinkenden Bierkonsum ist die Entwicklung der Gesellschaft hin zu einem gesünderen Lebensstil und einem achtsameren Umgang mit Alkohol. Fast ein Drittel der Befragten gab an, selten oder sogar nie Bier zu trinken. Wer jedoch nur auf den Alkohol, aber nicht auf den Geschmack verzichten möchte, der greift häufiger zu alkoholfreiem Bier. Jeder zehnte Befragte bevorzugt mittlerweile sogar diese Variante.5
Das macht sich auch in den Zahlen bemerkbar. Dem Statistischen Bundesamt nach hat sich die Produktion von alkoholfreiem Bier in den letzten zehn Jahren verdoppelt. Im Vorjahr stieg die Herstellung auf den Höchstwert von 5,6 Millionen Hektoliter.6 Auch für den Kauf von alkoholfreiem Bier hat die Sparexpertin noch einen Tipp: „Nicht selten sind Biere von kleinen, lokalen Brauereien günstiger als große Markenbiere und schmecken durch ihre Sortenvielfalt oft auch besser.“
Handwerkskunst statt Massenproduktion: Das Trendgetränk Craftbier
Eine Biersorte, die aktuell besonders im Trend liegt, ist das Craftbier. Gebraut vor allem in kleinen und mittleren Brauereien, stehen hierbei das Handwerk und die qualitativ hochwertigen Zutaten im Vordergrund. Und ob mit Alkohol oder ohne, Craftbier, das ursprünglich aus den USA kommt, wird auch in Deutschland zunehmend beliebter. Um sich von den großen Produzenten abzuheben, stellen vor allem Klein- und Kleinstbrauereien Craftbier her. Um neue Biervarianten herzustellen, probieren die Brauereien dabei verschiedene Hopfensorten und spezielle Gärverfahren aus. Der Anteil dieser Brauereien an der Gesamtbiererzeugung in Deutschland liegt nur bei knapp zwei Prozent.
„Dennoch sind die Craftbier-Brauereien wichtig, denn sie leisten einen Beitrag zur Sortenvielfalt“, weiß Janina Rehbein. Doch die Zahl der Kleinstbrauereien in Deutschland geht seit einigen Jahren langsam zurück. In den letzten vier Jahren sind es fast 100 Produktionsstätten weniger geworden.7
Berliner Bier und Kapern-Klops
Berlin und Bier: Das klingt nach einer guten Kombination! Mit einem Bierfokus im Konzept öffnete Anfang 2020 der „Lausebengel“ im beliebten Berliner Gräfekiez. Mehr zum Konzept lesen Sie hier.
Quelle: myworld
1, 6 destatis.de
2, 4 civey.com
3, 7 statista.de
5 ebenda