Christian Wieser, Leiter Gastronomie & Services bei InfraServ GmbH & Co. Gendorf KG ist zusammen mit drei weiteren Führungskräften nominiert als GV-Manager des Jahres 2024.
2011 zu InfraServ Gendorf gewechselt, führt er heute ein Team von 35 Mitarbeitern, davon 25 Fachkräfte und 10 Hilfskräfte. Bei Veranstaltungen wird auf einen Pool von weiteren 20 Aushilfen zurückgegriffen. Auf dem Campus-artigen Gelände des Chempark betreibt er mit seinem Team neben dem klassischen Betriebsrestaurant auch ein Bistro und einen Shop sowie 90 Vendingautomaten. Zudem wird die am Campus ansässige Bildungsakademie becatert. Täglich werden in Summe etwa 850 Gäste verpflegt.
Christian Wieser kennt Küche und Service gleichermaßen
Da ihm die Ausbildung zum Hotelfachmann zu generalistisch war, und er fachlich noch tiefer einsteigen wollte, hängte Christian Wieser direkt die Ausbildung zum Koch mit dran. Eine Entscheidung, die er nicht bereut: „Es ist ein Vorteil, die Perspektive von Küche und Service zu kennen und jeweils zu wissen, worüber man spricht. Das schafft auch Vertrauen bei den Mitarbeitern.“ Zudem bringt er dadurch eine besondere Dienstleistungsorientierung mit und geht gerne auch mal den „extra Meter“.
Nach den klassischen Wanderjahren in renommierten Hotels wechselte er ins Eventcatering und organisierte für den Lufthansa Party Service Veranstaltungen für bis zu 30.000 Personen, eine stressige Zeit, die er trotzdem nicht missen möchte. Es folgte ein beruflicher Exkurs in den Bereich Vertrieb von Getränken in der Gastronomie. Auch diese Station seines Werdegangs kommt ihm noch heute bei Verhandlungen mit Lieferanten zugute, auch wenn er darin keine langfristige Perspektive sah. Eher per Zufall landete er schließlich 2011 als Leiter Gastronomie & Services bei InfraServ Gendorf und führte indirekt eine Familientradition fort. „Meine Eltern waren über 20 Jahre selbstständig mit einer Betriebsgastronomie“, erzählt Christian Wieser, der sich deshalb schnell mit dieser Sparte anfreunden konnte.
Kontinuierliche Weiterentwicklung der InfraServ Betriebsgastronomie
Seit seinem Einstieg vor 13 Jahren hat der GV-Manager die gastronomischen Angebote am Standort konsequent weiterentwickelt. Derzeit wird der vegetarisch-vegane Anteil der Speisen gezielt ausgebaut, wofür ein Koch explizit weitergebildet wurde. Auch den Salz- und Zuckergehalt der Gerichte reduziert das Küchenteam, um das Speisenangebot, welches künftig durch eine Lebensmittelampel gekennzeichnet werden soll, gesünder zu gestalten. „Wir versuchen ‚a bisserl‘ anders zu sein, nicht zwingend dem Mainstream folgend, aber immer im Umfeld“, erläutert Christian Wieser.
Modernisierungsprojekte des Nominierten
Im Lauf der Jahre modernisierte Christian Wieser auch sukzessive die gastronomische Infrastruktur, vom Automatenpark, über das Betriebsrestaurant, die Cafeteria und den Shop bis hin zum Küchenboden.
Ein Projekt, auf das der Gastronomieleiter besonders stolz ist, ist die Einführung des aktuellen Online-Bezahlsystems, das kompatibel mit den neuen Werksausweisen sein musste. Generell sieht er die Digitalisierung als große Chance, um Effizienzen zu heben und Ressourcen zu sparen. Beste Beispiele dafür seien das Warenwirtschaftssystem und die digitale Hygienedokumentation. Um weitere Potenziale zu bergen, treibt er die Digitalisierung kontinuierlich voran, allen internen Widerständen zum Trotz – etwas, das sich oft als wahres Geduldsspiel erweist. Auf seiner Wunschliste stehen derzeit eine Software zu Dienstplangestaltung sowie kamerabasierte Kassen.
Nachhaltigkeit als Kernstrategie
Neben regionalen und saisonalen Zutaten kommen auch Bio- und Fairtrade-Produkte Produkte zum Einsatz. Fast vier Tonnen Fairtrade-Kaffee werden jährlich im Gastro-Betrieb verbraucht. Nachhaltigkeit ist für Christian Wieser folglich nicht nur ein Trend, sondern fester Bestandteil der Verpflegungsphilosophie und wird im Rahmen von Projekten vorangetrieben. So hat sein Team unter anderem als Pilotbetrieb bei „Ressourcen schonen muss sich lohnen“ und den „Bayerischen Leitlinien für Gemeinsschaftsgastronomie“ des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus (StMELF) erfolgreich mitgewirkt. Zudem wurde das Nachhaltigkeitsbestreben des Betriebs in 2024, ebenfalls vom StMELF, im Wettbewerb 4 „gut.gekocht.gewinnt“ ausgezeichnet.
Derartige Auszeichnungen und auch beispielsweise die Job & Fit-Zertifizierung haben der Betriebsgastronomie zu einem guten Standing innerhalb des Chemparks verholfen. „Dazu muss man wissen, dass in dieser Branche Zertifikate und Standards das A und O sind. Zertifizierungen sind für uns eine Möglichkeit, unsere Arbeit sichtbar zu machen und kontinuierlich zu verbessern“, so Christian Wieser.
Innovativ, kreativ, unterstützend
Christian Wiesers Führungsstil wird von seinem Team als offen, kreativ und unterstützend beschrieben. Seine Mitarbeiter schätzen die Freiheit, eigenverantwortlich zu arbeiten. „Ich gebe meinen Mitarbeitern einen klaren Rahmen vor, in dem sie sich frei bewegen können. Wenn es funktioniert, freuen wir uns alle. Wenn nicht, dann reden wir darüber und finden eine Lösung.“
Das Team schätzt diesen Führungsstil. Eine Mitarbeiterin sagt über Wieser: „Er beeindruckt mich dadurch, dass er für alle Herausforderungen kreative Lösungsansätze entwickelt – sei es im Hinblick auf den Fachkräftemangel oder andere kritische Themen in der Gastronomie.“
Ein weiterer Mitarbeiter beschreibt ihn als „innovativ, kreativ, hoch motiviert und zukunftsorientiert.“
Die Weiterentwicklung der Mitarbeiter ist dem GV-Manager besonders wichtig. Neben regelmäßigen Schulungen, zum Beispiel in den Bereichen Brandschutz und Erste Hilfe, werden auch individuelle Fortbildungswünsche unterstützt. „Jeder Mitarbeiter, der Interesse an einer Weiterbildung hat, wird gefördert. Das gilt nicht nur für die rein fachlichen Kompetenzen, sondern auch für persönliche Interessen.“ Was seiner Meinung nach noch fehle, ist ein Koch-Azubi. „Dafür gab es bislang leider zu viele interne Hürden. Aber zusammen mit meinem Küchenchef bleibe ich an dem Thema dran.“
Nachgefragt bei Christian Wieser
Warum hat es Christian Wieser so lange bei InfraServ gehalten, obwohl er den Betrieb eigentlich nur ein bisschen auf Vordermann bringen wollte? Das und vieles mehr hat der nominierte GV-Manager des Jahres 2024 der Redaktion GVMANAGER exklusiv berichtet.
„Jeder Tag ist anders, und das macht meinen Beruf so spannend. Gerade in Projektphasen, wie bei unserem Bezahlsystem, tauchen stets neue Herausforderungen auf, die es zu lösen gilt. Das macht den Job so spannend. Zudem ist im Markt gerade eine unglaubliche Dynamik.“
Christian Wieser, Leiter Gastronomie & Services, InfraServ Gendorf
Wie sehen Sie der Zukunft Ihres Betriebs entgegen?
Ich sehe die Zukunft der Betriebsgastronomie sehr positiv. Die Verpflegung der Mitarbeiter wird in den Unternehmen immer wichtiger. Es geht längst nicht mehr nur darum, Essen bereitzustellen. Die Betriebsgastronomie ist auch ein Instrument, um das Wohlbefinden und die Motivation der Mitarbeiter zu steigern. In Zukunft werden wir unser Angebot noch stärker differenzieren müssen, da die Ansprüche der Mitarbeiter immer vielfältiger werden.
Was begeistert Sie jeden Tag aufs Neue am Beruf?
Jeder Tag ist anders, und das macht meinen Beruf so spannend. Gerade in Projektphasen, wie bei unserem Bezahlsystem, tauchen stets neue Herausforderungen auf, die es zu lösen gilt. Das macht den Job so spannend. Zudem ist im Markt gerade eine unglaubliche Dynamik. Vor 13 Jahren, als ich kam, dachte ich, ich bringe den Betrieb in den kommenden fünf Jahren auf Vordermann – und dann suche ich eine neue Aufgabe. Doch es gibt noch immer tagtäglich neue Herausforderungen, weshalb ich noch immer gerne hier arbeite.
Wie sieht Ihre persönliche Work-Life-Balance aus?
Im Grunde bleibt immer Arbeit liegen, egal wie lange man bleibt. Bis ich zu dieser Erkenntnis kam, hat es etwas gedauert, aber ich habe gelernt, auch auf mich zu schauen – und wenn nicht, werde ich auch mal von meiner Assistentin ermahnt.
Welche Eigenschaften sollte Ihrer Meinung nach ein erfolgreicher GV-Manager mitbringen?
Er sollte Spaß an seinem Job haben, das führt von selbst zu guten Ergebnissen.
Wie würden Sie sich selbst charakterisieren?
Sehr fröhlich und umgänglich, nichtsdestotrotz mag ich klare Ansagen und bin sehr zielstrebig. Meine Frau könnte dazu mit Sicherheit mehr erzählen.
Verfolgen Sie ein bestimmtes Motto?
Angelehnt an das Sprichwort „Leben und leben lassen“: „Arbeiten und arbeiten lassen“. Bei der Führung der Mitarbeiter ist es mir wichtig, dass sich jeder entwickeln kann und gefördert wird, wenn er das möchte. Ich stehe immer hinter oder vor meinen Leuten – bei externen Widerständen vor ihnen, und bei allem, was sie tun, hinter ihnen.
Herzlichen Dank für das Gespräch!
Wer ist noch nominiert in 2024?
Neben Janina Briese von der Johannesstift Diakonie Services GmbH gehen auch Nadine Lehrieder von Lehrieder Catering und Ewald Schüle von der BG Unfallklinik Murnau ins Rennen um den Titel GV-Manager/in des Jahres 2024.
Quelle: B&L MedienGesellschaft