Das Bonner Cateringunternehmen Lehmanns Gastronomie feiert das 10-jährige Jubiläum seiner Online-Großküche, die im Mai 2011 live ging. Seitdem wird das Geschehen in der Großküche im Live-Stream von 7 bis 11 Uhr übertragen – bis auf eine knapp einjährige, corona-bedingte Unterbrechung, während der die Küche geschlossen war. Aus diesem Grund feiert Lehmanns das 10-jährige Jubiläum mit einem Jahr Verspätung. Die Idee zur gläsernen Küche entstand als eine Lebensmittelkontrolleurin den Zustand der Küche lobte: Die Lehmanns-Küche sei so gut und sauber, dass sie jedem gezeigt werden müsse. Mit der „verrückten“ Idee der Online-Großküche haben die „Lehmänner“ bis heute ein Alleinstellungsmerkmal in der Branche.
Stefan Lehmann im Interview
Im Interview zieht Stefan Lehmann, Geschäftsführer von Lehmanns Gastronomie und Miterfinder der Online-Großküche, ein Resümee nach zehn Jahren und verrät, wie die Zukunftspläne für die Online-Großküche aussehen.
Herr Lehmann, zehn – oder genauer gesagt elf – Jahre Online-Großküche. Wie lautet das Resümee?
Die Online Großküche ist ein Herzensprojekt, das so erfolgreich geworden ist, dass man uns in der Branche aufgrund unserer „gläsernen“ Küche wieder erkennt. Mein Vater Günther Lehmann und ich wurden schon oft auf Messen auf die Idee angesprochen und teilweise schon im positiven Sinn für „verrückt“ erklärt. Doch für uns hat sich das Investment auf jeden Fall gelohnt: In einem Jahrzehnt ist eine auf den ersten Blick verrückte Idee immer weitergewachsen und mit tollen Partnern zu einem einzigartigen Projekt geworden.
Die Lehmanns Online-Großküche ist bis heute in Deutschland einzigartig. Warum hat Ihrer Meinung nach noch niemand mit einem ähnlichen Konzept nachgezogen?
Wir gehen davon aus, dass sich nicht jeder hinter die Kulissen schauen lassen möchte. Wir sind seit Beginn an stolz auf unsere Küche und unsere Mitarbeiter, haben nichts zu verbergen. Im Gegenteil, es ist eine Wertschätzung ihrer Arbeit und sie ermöglichen gerne den Blick hinter die Kulissen unserer Großküche.
Welche Vorteile ergeben sich durch diesen USP?
Einerseits ist es eine tolle Möglichkeit, um bei den Eltern der Schüler und Kita-Kinder, für die wir kochen, sowie den Trägern und Städten, Vertrauen aufzubauen. Selbstverständlich ist es auch möglich, unsere Küchen vor Ort zu besichtigen, doch das nimmt mehr Zeit und Organisation in Anspruch. In die Online-Großküche können sie jederzeit einen Blick werfen.
Auch unsere Innovationspartner – aktuell sind es MKN, Ecolab, Meiko und Meiko Green, Transgourmet und B.Pro – profitieren von dieser Einfachheit: Sie können ihren Kunden schnell und unkompliziert zeigen, wie ihre Geräte, Maschinen und Equipment in einer Großküche genutzt werden, um die Arbeitsabläufe effektiv zu gestalten. Sie haben mannigfaltige Präsentationsmöglichkeiten, u. a. im virtuellen 360°-Rundgang.
Wie finden es die Köche, wenn man ihnen beim Arbeiten „auf die Finger schauen“ kann? Haben manche Berührungsängste oder fühlen sich (anfangs) unwohl dabei?
Grundsätzlich wird die Online-Großküche bereits bei den Bewerbungsgesprächen und der Einstellung angesprochen. Bisher haben wir dazu keine negativen Reaktionen erhalten. Natürlich ist es für die Neuen anfangs eine ungewohnte Situation, aber sie finden es eher interessant und einfach „anders“ als in anderen Küchen. Nach der ersten Arbeitswoche sind diese Berührungsängste verschwunden und man konzentriert sich auf den Arbeitsalltag und die wichtigen Prozesse. Es ist eher so, dass unsere Mitarbeiter bereits so an die Kameras gewöhnt sind, dass sie sie gar nicht mehr bemerken.
Da mitunter Eltern zuschauen können, achtet man – vielleicht auch unbewusst – „besonders“ auf Sauberkeit?
Unsere wichtigsten Säulen im Unternehmen sind Hygiene und Qualität. Alle Mitarbeiter sind extrem auf diese beiden Säulen geschult, daher zeigen wir unser Tagesgeschehen komplett ungefiltert.
Bekamen die Zuschauer auch mal etwas unfreiwillig zu sehen?
So richtig große Pannen gab es bisher zum Glück nicht. Beim Mixen von Tomatensauce kam es einmal zu einer kleinen Tomaten-Explosion – die Köche waren begeistert! Und unsere Jungköche necken sich gerne mal untereinander, da kommt es schon einmal zu einer Handtuchschlacht vor der Kamera.
Wie sehen die Zukunftspläne für die Online-Großküche aus? Wird es weitere zehn Jahre geben?
Aktuell sehen wir keinen Grund, wieso es die Online-Großküche keine weiteren zehn Jahre geben sollte. Jedoch wird sie sich mit Sicherheit verändern, denn wir überlegen immer, wie wir sie noch interessanter, innovativer und informativer gestalten können, z. B. planen wir eine Mediathek mit Videos, die auch außerhalb der Online-Zeiten einsehbar sind. Zudem möchten wir zukünftig Webinare mit unseren Partnern aus der Online-Großküche geben und neue Features im 360°-Rundgang einbauen.
Herzlichen Dank für das Gespräch!
Quelle: B&L MedienGesellschaft
