Im Portrait: Karl Hänle, GV-Manager des Jahres 2022

„Seit 21 Jahren setzt der gelernte Koch Karl Hänle immer neue Prozesse in Gang, und hat es so geschafft, die einst fremdvergebene Ausgabeküche zur eigenen Visitenkarte des Unternehmens zu machen“, betonte Claudia Kirchner, Chefredakteurin des GVMANAGER, in ihrer Laudatio. Das schwäbische Unikat, einem Prototyp mit liebenswerten Ecken und Kanten – immer fröhlich, meist einen Scherz auf den Lippen und sehr gerne auch direkt am Gast unterwegs – charakterisierte sie ihn weiter. Ausgezeichnet in der Kategorie Betriebsgastronomie wurde Karl Hänle, Leiter Betriebsgastronomie Liebherr-Werk Ehingen, als einer von drei GV-Managern des Jahres 2022.

5 Fragen an Karl Hänle

Im Interview gibt Karl Hänle einen Einblick in seinen Alltag und erzählt, wie es dazu kam, dass er in die Gemeinschaftsgastronomie wechselte.

Herr Hänle, seit wann sind Sie in der GV tätig und warum? Haben Sie den Schritt bereut?

Seit 1985: Der Wechsel in die GV-Branche war ein Zufall, nicht zuletzt der Tatsache geschuldet, dass ich aus dem beschaulichen kleinen Ort Bechingen kommend einmal die Großstadtluft in Stuttgart schnuppern wollte.

Diesen Schritt habe ich nie bereut – weder privat noch beruflich. GV ist ein sehr spannendes und herausforderndes Betätigungsfeld: Hier geht es oft nicht um kleine Dinge, sondern und das „Große“.

Was begeistert Sie jeden Tag aufs Neue an Ihrem Beruf?

Die enorme Gestaltungsfreiheit.
In einem Bereich tätig zu sein, in dem man mit einem guten Produkt sehr viele Menschen zufriedenstellen kann.
Jeden Tag aufs Neue viel positives Feedback der Essensteilnehmer: Essen war lecker, hat sehr gut geschmeckt.
Insgesamt die Vielseitigkeit des Berufs: Jeder Tag ist anders, Langeweile gibt es nicht!

Wie sehen Sie der Zukunft Ihres Betriebs, wie der der Branche entgegen?

Ich denke, es wird künftig zwei wesentliche Konzepte geben. Zum einen Betriebsgastronomie, die sehr standardisiert betrieben wird, mit dem Tütenriesen als Zulieferer und Kombidämpfern, die zehn Sprachen sprechen. Und zum anderen eine sehr hochwertige Betriebsgastronomie, die eher nach alter Schule klassisch kocht. Welches Konzept vor Ort zu finden ist, wird auch vom Unternehmen und dem Arbeitsmarkt abhängig sein.

Die Zunahme des Fachkräftemangels in unserer Branche sehe ich als eine Problematik der Zukunft. Wir begegnen dieser Entwicklung als Kooperationspartner für Berufsschulen (BWB Ravensburg, Schule für Diätassistenten der Uni Ulm). Uns ist es wichtig, den Teilnehmern neben fachlichen Kompetenzen zu vermitteln, dass das Arbeitsumfeld Kantine sehr wohl interessant und abwechslungsreich ist.

Wie würden Sie sich selbst charakterisieren?

Sehr kommunikativ (von klein auf immer im Kontakt mit vielen Leuten).
Absolut positiv denkender Mensch: Für mich ist das Glas immer halb voll. Diese Eigenschaft bringe ich in besonderem Maß in meine Personalpolitik ein, bei der ich speziellen Wert auf eine positive Grundstimmung und ein gutes Arbeitsklima lege. Die Individualität und die Persönlichkeit meiner Mitarbeiter liegen mir ganz besonders am Herzen.
Meine Mitarbeiter sollen sich an ihrem Arbeitsplatz wohlfühlen.
Ich übernehme gerne Verantwortung, zeichne mich aus durch Kreativität und werde nicht nur von mir selbst, sondern häufig auch von Außenstehenden als „Macher“ bezeichnet.

Welche Eigenschaften sollte Ihrer Meinung nach ein erfolgreicher GV-Manager mitbringen?

Ein erfolgreicher GV-Manager darf sich nicht hinter dem Schreibtisch und am Telefon „verstecken“, sondern muss auch als Berater am Herd und persönlicher Ansprechpartner für Mitarbeiter und Kunden zur Verfügung stehen: Nicht nur reden, sondern aktiv am Geschehen teilnehmen.

Danke für das Gespräch!

Steckbrief GV-Manager des Jahres 2022, Kategorie Betriebsgastronomie

Name: Karl Hänle
Position: Leiter Betriebsgastronomie, Liebherr-Werk Ehingen (seit 2001)
Alter: 59 Jahre
Werdegang: Kochausbildung, Stationen in Gastronomie, Grundwehrdienst, Wechsel in GV: Betriebsrestaurant der IBM (1985), Kundenberater im Catering (1994), selbstständig als Caterer (1996)
Mitarbeiter: 6 Fach-, 30 Hilfs- (VZ/TZ), 11 Leihkräfte/Aushilfen
Gastronomische Verantwortung: 3 Kantinen plus Schulungszentrum
Essenszahlen: ca. 1.200–1.400 Mittagessen, 500–700 Vesper; vor Corona: 1.000–1.200