Frauen in der GV als Führungskräfte sind selten - wir haben anlässlich des Internationalen Frauentags nachgefragt.
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Frauen an den Profi-Herd?!

Frauen gehören an den Herd! Würden erfolgreiche GV-Managerinnen Frauen aber auch die GV bzw. Profiküche als Berufsumfeld empfehlen? Wir haben anlässlich des Internationalen Frauentages am 8. März 2023 nachgefragt bei Daniela Aug, Monika Herberth und Alexandra Reitz.

Ärztin, Lehrerin, Erzieherin – das sind klassische Traumberufe von Mädchen. Aber wie sieht es aus mit Köchin, Küchenleiterin oder GV-Managerin?

Weibliche Führungskräfte sind in der Gemeinschaftsgastronomie noch immer sehr selten. Diejenigen Frauen, die diesen Weg erfolgreich gegangen sind, sehen sich mit den immer gleichen Fragen konfrontiert: Wie schaffen Sie es, Karriere und Familie unter einen Hut zu bekommen?

Nervige Vorurteile und Kommentare, die ich als weibliche Führungskraft langsam nicht mehr hören mag, gibt es einige: Oh Gott, weibliche Vorgesetzte, ob das gut geht? Schaffen Sie denn beides, Beruf und Haushalt? Ihre Kinder haben sicher ein bisschen unter Ihrer Berufstätigkeit gelitten. Kommt Ihr Mann mit Ihrer Leitungstätigkeit klar?

Daniela Aug, Leitung Küche, Franziskus Hospital Bielefeld; VKK-Präsidentin

Den Internationalen Frauentag haben wir daher zum Anlass genommen, einmal bei erfolgreichen GV-Managerinnen nachzufragen – jenseits von nervigen Standardfragen.

  • Können die Frauen ihren Beruf der Köchin, Küchenleiterin oder Führungskraft weiterempfehlen?
  • Wie stehen sie zum Frauentag?
  • Was ist der Wunsch der weiblichen Führungskräfte an männliche Kollegen?

Nachgefragt bei weiblichen Führungskräften aus der GV

Rede und Antwort standen uns drei weibliche Führungskräfte der Gemeinschaftsgastronomie:

Köchin, Küchenleiterin oder GV-Managerin zu werden, rangiert nicht gerade unter den Top-Traumberufen bei Mädchen. Wie würden Sie den Beruf v. a. Mädchen schmackhaft machen?

Daniela Aug, Leitung Küche, Franziskus Hospital Bielefeld, VKK-Präsidentin:
Ich kann unseren Beruf gerade jungen Menschen, explizit jungen Frauen, sehr empfehlen, da nicht nur die Entwicklung vielfältig ist, sondern wir im Koch-Beruf kreativ sein und wir für positive Momente sorgen können. Positive Momente in unserem Großverbraucherbereich durch die Speisenversorgung der Patienten, Bewohner von Seniorenheimen, Werkstätten, Kitas etc. Damit verbunden ist ein immer wieder neues Eingehen auf neue Anforderungen und Bedürfnisse. Denn Stagnation – die gibt es nicht in unserem Beruf.
Und nicht zu vergessen: Es gibt gute Aufstiegschancen, z. B. zur Küchenleiterin oder Verpflegungsmanagerin.

Monika Herberth, Leitung Betriebsgastronomie, Hipp:
Keineswegs würde ich abraten. Jedoch würde ich jedem jungen Menschen empfehlen, vor der Berufswahl in die Praxis hineinzuschnuppern. Der Beruf als Köchin kann sehr kreativ, flexibel und mit einer großen Auswahl an Arbeitsorten verbunden sein sowie – je nach Einsatz –  mit viel Schicht und Wochenendarbeit, Stress, launischer Kundschaft und geringer Vergütung. Die Vorzüge wie auch Herausforderungen sollten einem vorab bewusst sein.

Dass es schwierig sei, sich als Frau in der Leitung einer Betriebsgastronomie zu behaupten, ist zudem ein Vorurteil. Frauen sollten sich auch nicht davon abschrecken lassen, dass die Großküche noch immer eine reine Männerdomäne sei, die körperliche Arbeit und dem rauen Ton seien wir Frauen nicht gewachsen. Dabei vergessen viele, dass die Leitung Betriebsgastronomie heute meist gar nicht mehr in der Küche steht, sondern der Schwerpunkt Managementaufgaben sind – mit dem Ziel, ökonomisch, ökologisch und innovativ zu agieren.

Alexandra Reitz, Leiterin Campus-Gastronomie, Leiterin Personal, Abwesenheitsvertreterin d. Geschäftsführers, Studierendenwerk Trier:
Letztendlich entscheidet ja die Persönlichkeit, das Talent und das Interesse am Beruf, ob eine Ausbildung zur Köchin gewollt ist. Wenn dem so ist, sind aufgrund des herrschenden Fachkräftemangels jetzt die besten Chancen für eine „steile Karriere“. Und eine Ausbildung zur Köchin hat in jedem Fall Zukunft, denn gegessen wird immer.

Was wünschen Sie sich vermehrt von männlichen Führungskräften? Mit welcher Frage sollten diese öfter konfrontiert werden?

Daniela Aug:
Ich wünsche mir eine transparentere Kommunikation. Oft haben sie hohe Erwartungshaltungen, kommunizieren diese aber gar nicht. Zudem würde auch ein Lob hier und da nicht schaden statt sparsamer Worte.

Andererseits muss ich zugeben, ich bewundere es auch manchmal, wie Männer es schaffen, mit einfachen Worten Ansagen zu machen.

Monika Herberth:
Ich würde von männlichen Führungskräften gerne öfter mal wissen, woher die Energie bzw. Motivation für die tägliche Arbeit kommt oder wie sie mit den aktuellen Herausforderungen umgehen.

Alexandra Reitz:
Ich würde Männern gerne standardmäßig die Frage stellen: „Wie haben Sie das Familienleben und die Karriere unter einen Hut gebracht?“ Ich frage mich, warum immer Frauen diese Frage gestellt bekommen? Können nur die Frauen Kinder versorgen und zur Schule bringen?

Hat der Internationale Frauentag für Sie eine besondere Bedeutung?

Daniela Aug:
Ich wünsche mir generell, dass wir alle respektvoll und wertschätzend miteinander umgehen, egal welches Geschlecht wir haben. Außerdem bin ich stolz darauf, eine Frau zu sein und gebe mein Bestes, gleich welche Aufgaben ich zu erfüllen habe.

Monika Herberth:
Persönlich ist der Internationale Frauentag für mich sehr mit dem Land, in dem ich geboren wurde, verbunden. In Rumänien wird ein besonderer Brauch gefeiert, der Brauch des Märzchens. Das Märzchen besteht aus einer rotweißen Schnur, meistens mit einem kleinen Anhänger, wird oft an der Bluse befestigt und symbolisiert den Frühling.

In unserem Betrieb haben wir beschlossen, am 8. März alle weiblichen Gäste mit einem kleinen Schokoherzchen zu überraschen.

Alexandra Reitz:
Der internationale Frauentag hat für mich persönlich eine Bedeutung, weil wesentliche Rechte der Frauen (Wahlrecht) eingeführt wurden. Im Betrieb bzw. der Branche sehe ich da keine entscheidende Bedeutung.

Welche Frage bekommen Sie als weibliche Führungskraft gerne gestellt?

Daniela Aug:
Bei familiären Problemen bemerken die Mitarbeiter sehr gerne: „Sie sind doch auch Mutter, Sie wissen doch, wie das ist.“ Darauf antworte ich: „Nein, das weiß ich nicht, weil ich nicht in Ihrer Haut stecke.“ Derartige Gespräche versuche ich dann auf die betriebliche Ebene zu heben. Meist frage ich nach, was dem Mitarbeiter helfen könnte, was er brauche oder wie die Lösung aussehen könnte, die nicht zum Nachteil für die Kollegen wird.

„Wie machst du das?“ Das werde ich von männlichen Mitarbeitern ab und zu mal gefragt, wenn ich erfolgreich aus einem Gespräch herausgehe. Ob ich da meine Weiblichkeit einsetze? Ja, da stehe ich zu! Ein Lächeln, ein Lob, ein paar Worte mehr als nötig – das gehört bei mir einfach dazu und hilft mir natürlich ein Stück weit, weil man mit Empathie und Emotion Menschen einfängt.

Alexandra Reitz:
Sehr gerne beantworte ich die Frage, ob mir mein Job Spaß macht und was mir besten daran gefällt. Meine Antwort: Klares Ja. Als Personalleiterin, stellv. Geschäftsführerin und stellv. Leiterin der Campus-Gastronomie in Personalunion bin ich vielseitig unterwegs und im Mittelpunkt stehen immer die Menschen bzw. die Arbeit und der Umgang mit ihnen!

Monika Herberth:
Ob es schon immer eines meiner beruflichen Ziele war, Führungskraft zu werden? Nein, dieses Ziel hatte ich nicht bewusst verfolgt. Mein Vorgänger hat mit Blick auf seinen Renteneintritt schon frühzeitig den Übergang und die Nachfolge organisiert und war überzeugt, dass ich für diese Führungsaufgabe geeignet sei. Er war für mich zehn Jahre ein sehr guter Mentor und ich hatte durch sein vorausschauendes Handeln ausreichend Zeit, in die neue Position hineinzuwachsen.

Herzlichen Dank für das Gespräch!

Videotipp: Frauenpower – was geht?

Wie sich behaupten in der Männerwelt der Küche? Was hilft auf der Karriereleiter nach oben? Und wie können Arbeitgeber attraktivere Arbeitsplätze gerade für junge Frauen einrichten? Das Video „Frauenpower – was geht? Tipps von fünf Erfolgsfrauen“ der Videoserie „Talk & Insights“ von Netzwerk Culinaria gibt spannende Einblicke und ganz persönliche Tipps.


Mit dabei im Talk sind fünf Frauen, die es geschafft haben:

  • Fernsehköchin Maria Groß, Patronin der Bachstelze in Erfurt, schon in jungen Jahren mit Sterneauszeichnung;
  • Großküchenplanerin Christa Franke, Prokuristin bei Profi-Tabel Resultants;
  • Küchenmeisterin Barbara Röder vom VKD Hessen, die schon früh als Küchenchefin in der gehobenen Hotelgastronomie reüssierte;
  • Alexandra Reitz vom Studierendenwerk Trier, Personalchefin und stellvertretende Campusgastronomie-Managerin, sowie
  • Claudia Kirchner, Chefredakteurin des GVMANAGER, die interessante Ergebnisse einer Leserumfrage vorstellt.
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Noch mehr Powerfrauen aus der GV

Anne Boel Rasmussen, Vice President BASF Gastronomie, verfügt über langjährige, internationale Führungserfahrung aus Hotellerie und Contract Catering, die sie seit Oktober 2022 bei BASF am Standort Ludwigshafen einbringt. Mehr dazu lesen Sie im Beitrag „Mein Traum war General Managerin zu werden“.

Elina Gneipel, Assistentin der Geschäftsleitung am Regensburger Standort von CANTine – made by Traube Tonbach, ist voll des Lobes über den eigenen Onboarding-Prozess. Dabei spricht sie aus Erfahrung, denn sie gestaltet diesen nicht nur selbst mit, sondern hat ihn auch selbst erlebt. Mehr dazu berichtet die im Beitrag „Mein neuer Arbeitgeber hat mich sofort begeistert“.

Quelle: B&L MedienGesellschaft

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