Welchen Mehrwert bringt der Umstieg von klassischer auf moderne, multifunktionale Gartechnik? Dies wurde im Rahmen der Studie โEffizienzsteigerung gewerblicher Kรผchenโ von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf in Zusammenarbeit mit Rational, Experte fรผr die thermische Speisenzubereitung, und dem AXA Konzern analysiert.

โMultifunktionale Gartechnik kann vieles โ nur kann sie keiner anwenden bzw. ausreizen, so lautete unsere provokative These vor Projektstart.โ
Christian Grรถblinghoff, Spezialist Workplace und Infrastructure Management bei der AXA Konzern AG
โEs handelt sich um das grรถรte Messprojekt in unserer Geschichteโ, resรผmiert Markus Paschmann, Mitglied des Vorstandes von Rational. Das Ziel war, statt der รผblichen Laborwerte echte neutrale Praxiszahlen zu ermitteln.
Praxispartner AXA-Betriebsgastronomie
Als Praxisbeispiel diente die Betriebsgastronomie bzw. Kรผche der AXA Konzern AG am Standort Kรถln, wo aufgrund eines Wasserschadens eine Kรผchensanierung nรถtig geworden war. Das gab die Chance, sowohl den Vorher- als auch Nachher-Zustand umfassend โ und bei gleichem Speiseplan โ zu ermitteln.
โMultifunktionale Gartechnik kann vieles โ nur kann sie keiner anwenden bzw. ausreizenโ, so lautete unsere provokative These vor Projektstartโ, berichtete Christian Grรถblinghoff, Spezialist Workplace und Infrastructure Management bei der AXA, auf der Fachtagung Bau und Betrieb von Groรkรผchen und Betriebsgastronomie Mitte Mai in Mรผnchen, wo er einen ersten Blick in die Studie gab. Er begleitete das Projekt von Seiten AXA und koordinierte die Umsetzung mit dem Caterer Eurest.
Gretchenfrage vor Projektstart: Wie mutig will man die Gerรคteausstattung angesichts der tรคglich rund 3.000 Essen minimieren? โSchlussendlich haben wir aus 30 Gerรคten etwa die Hรคlfte gemacht. Nichtsdestotrotz aber Strom- und Wasseranschlรผsse fรผr eine potenzielle Erweiterung vorgesehenโ, ergรคnzt Christian Grรถblinghoff.
Umdenken der Kรถche nรถtig fรผr mehr Effizienz

Auch Bedenken der Kรถche galt es auszurรคumen, die sich durch moderne Gartechnik und klare Prozesse gerne mal in ihrer Kreativitรคt beschrรคnkt sehen. โDas Projekt erforderte ein Umdenken der Kรถche!โ, bringt Christian Grรถblinghoff eine der grรถรten Herausforderungen auf den Punkt. Fortan sei ihre Kreativitรคt nicht erst beim Kochen gefragt, sondern bereits bei der Erarbeitung der Rezepturen und Produktionsprozesse.
โWir haben von Grund auf hinterfragt: Was kochen wir? Worin? Und wann?โ, veranschaulicht er das Prozedere. Entsprechend wurden die Rezepturen, Speiseplรคne und Produktionszeiten auf die verfรผgbare Kรผchentechnik abgestimmt – nicht umgekehrt.
Wissenschaftliche Methodik der Studie
Wie genau wurde nun die Effizienz moderner Gartechnik in gewerblichen Kรผchen ermittelt? Die Studie begleitete รผber einen Zeitraum von drei Jahren, zwischen 2022 und 2025, die Modernisierung der alten Kรผche, deren technische Ausstattung groรteils aus dem Jahr 2004 stammte. Die meisten Bestandsgerรคte verschiedener Generationen und Hersteller wurden โ bei deutlicher Reduktion der Gerรคtezahl โ durch multifunktionale Gartechnik von Rational ersetzt. Zum Zuge kamen die Kochsysteme iVario Pro und die Kombidรคmpfer iCombi Pro sowie das digitale Kรผchen-Management ConnectedCooking.
Zudem fanden zwei groรe, rund 80-tรคgige Vergleichsmessungen statt, fรผr welche vorab 93 Strom- und 28 Wasserzรคhler installiert wurden. Um die Vergleichbarkeit zu sichern, fanden beide dreimonatigen Messphasen in รคhnlichen saisonalen Zeitrรคumen statt, mit nahezu identischen Rezepturen und einem vergleichbaren Speiseplan. Pro Messphase wurde der Ressourcenverbrauch bei der Herstellung von mehr als 52.000 Hauptgerichten ausgewertet.
Darรผber hinaus wurde auch die Personalbelastung, Stichwort Ergonomie, betrachtet sowie der Mehrwert der Prozessumstellung und der daraus resultierenden Flexibilitรคt der Produktion sowie die Verรคnderung der Speisenqualitรคt.
Ergebnisse der Studie im รberblick
Die Praxisstudie der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf zeigt, dass Gastronomiebetriebe durch den Einsatz moderner Technologie erhebliche Mengen an Energie und Wasser einsparen, gleichzeitig Speisenqualitรคt sowie Arbeitsbedingungen verbessern kรถnnen.
- 47,9 % weniger Wasser
- 24,1 % weniger Energie
- 20,2 % niedrigere Anschlussleistung
- > 20 % niedrigere Leistungsspitzen
Die Ergebnisse sind umso รผberraschender vor dem Hintergrund, dass parallel auch auf das Produktionssystem Cook & Chill umgestellt wurde. Beispielsweise werden nun Gemรผse oder stรคrkehaltige Beilagen wie Reis vorproduziert, gekรผhlt und erst dann final zubereitet, wenn sie gebraucht werden.
โDas beeinflusste natรผrlich den Energieverbrauch รผber den gesamten Prozess, auch wenn in der alten Kรผche gelegentlich ein Chiller verwendet wurdeโ, nennt Studienleiter Prof. Dr. Michael Greiner eine Herausforderung fรผr die Messung.
Pluspunkt der Umstellung: Sie entlastet nicht nur das Kรผchenteam und ermรถglicht eine Planung mit weniger Personal, sondern sorgt auch fรผr eine bessere Speisenqualitรคt.
รberraschendes Ergebnis beim Wasserverbrauch der Rational-Gerรคte

Die grรถรte รberraschung war fรผr Christian Grรถblinghoff der Effekt auf den Wasserverbrauch, den auch Prof. Dr. Michael Greiner von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf als bemerkenswert einstuft. โDer Wasserverbrauch konnte um 47,9 % gesenkt werden.โ Dabei reduzierte sich der Kaltwasserverbrauch um 40 %, der Warmwasserverbrauch sogar um 65 %.
Das lag unter anderem an der effizienten Reinigung der neuen Gerรคte. Wรคhrend fรผr einen Reinigungsvorgang eines herkรถmmlichen Kippers etwa 330 Liter benรถtigt werden, kommt ein iVario Pro mit nicht einmal einem Drittel dieser Menge aus โ oft sogar mit noch weniger.
Weniger Strom trotz Umstellung auf Cook & Chill
โHinzu kommen die Energieeinsparungen von 24,1 %, obwohl die energieintensiven Schnellkรผhler fรผr das neu eingefรผhrte Cook-&-Chill-Verfahren in die Messungen eingeflossen sind. Grรผnde fรผr die massiven Einsparungen sind unter anderem der hohe Wirkungsgrad, die kurzen Aufheizzeiten, die gradgenaue, flexible Hitzeregelung und die bessere Isolierung der neuen Gerรคteโ, erklรคrt Greiner.
Hoher Anschlusswert treibt nicht den Stromverbrauch

Die Studie belegt auรerdem, dass die hohe Anschlussleistung moderner Gerรคte nicht โ wie oft angenommen โ zu einem hohen Energieverbrauch und damit zu hohen Stromkosten fรผhrt.
Ganz im Gegenteil wurden die Leistungsspitzen um 20,5 % reduziert. Da die monatlichen Energiekosten in der Regel auf dem hรถchsten gemessenen Wert basieren, fรผhrt eine Senkung dieser Spitzen langfristig zu erheblichen Kosteneinsparungen.
Ergonomischer Mehrwert
โNeben der Reduzierung des Strom- und Wasserverbrauchs war ein weiteres Ziel des Kรผchenumbaus, die Arbeit fรผr das Personal zu erleichternโ, sagt Daniel Harbich, Leiter des Projekts bei Rational. So sorgen beispielsweise die hรถhenverstellbaren iVario dafรผr, dass jeder Mitarbeitende eine ergonomische und damit gesunde Arbeitsposition findet.
Fazit
Greiners Fazit: โDie Studie zeigt unter realistischen Bedingungen, welche Mรถglichkeiten moderne Kรผchentechnik bietet: Erstens sind die nachgewiesenen Einsparungen bei Energie und Wasser ein entscheidendes wirtschaftliches Argument und tragen dazu bei, den CO2-Fuรabdruck zu reduzieren. Zweitens erleichtert moderne Technik den Arbeitsalltag erheblich und macht den Arbeitsplatz sowohl fรผr bestehende als auch potenzielle Mitarbeiter attraktiver, was angesichts des Fachkrรคftemangels besonders wichtig ist. Drittens verbessert sich die Speisenqualitรคt, etwa durch intelligente Kochprozesse. Da die Herausforderungen in vielen Groรkรผchen vergleichbar sind, kรถnnen diese Erkenntnisse auch anderen Betrieben dabei helfen, Investitionsentscheidungen zu treffen und ihre Kรผchen nachhaltiger, wirtschaftlicher und arbeitnehmerfreundlicher zu gestalten.โ
Aber das ist lรคngst nicht alles. Laut Michael Greiner wรคren sogar noch weitere Einsparungen mรถglich: โBeispielsweise wurden Cook & Chill-Prozesse noch nicht vollstรคndig optimiert. Zudem kรถnnten gezielte Schulungen und Prozessoptimierungen weitere Einsparungen realisieren.โ
Alle Ergebnisse, detaillierte Hintergrundinformationen zur Studie sowie Interviews mit den Beteiligten gibt es hier.

Kreislaufmodell fรผr Mehrweg
Mit dem Projekt โMehrweg Modell Stadtโ wurde eine Blaupause fรผr ein anbieterunabhรคngiges Rรผcknahmesystem von Mehrwegbehรคltnissen entwickelt. Wie kann dieser Kreislauf zum bundesweiten Vorbild werden?
Quelle: Rational, B&L MedienGesellschaft