Prebatched Cocktails sind in aller Munde – und hinter den Kulissen heiß diskutiert. Während Personalmangel und gestiegene Kosten Gastronomen unter Druck setzen, eröffnen vorgemischte Drinks plötzlich neue Spielräume: vom Espresso Martini bis zum Negroni. Rudolf Knickenberg, CEO von Schlumberger, das die Marke Ardent Batch in Deutschland vertreibt, erklärt im Gespräch, warum der Trend gerade jetzt Fahrt aufnimmt, wo die Grenzen liegen – und weshalb selbst Top-Bars davon profitieren könnten.
Herr Knickenberg, die Gastronomie steht aktuell stark unter Druck. Wie nehmen Sie die Stimmung in der Branche wahr – gerade in Bezug auf Personalmangel und Kostenentwicklung?
Wir spüren den Druck ganz klar – und das aus drei Gründen. Erstens hat sich das Kaufverhalten verändert: Die Gäste konsumieren selektiver und oft weniger hochwertig als früher. Zweitens tut sich die jüngere Generation leichter mit Digitalisierung, während ältere Gastronomen sich damit häufig schwertun. Und drittens: DIE Gastronomie gibt es nicht. Es gibt extrem viele erfolgreiche Konzepte – von der Basis- bis zur Spitzengastronomie. Wir sehen also Herausforderungen, aber genauso viele Chancen für neue Konzepte und Weiterentwicklungen.
Lassen Sie uns über Prebatched Cocktails sprechen. Welche Rolle spielen solche Convenience-Lösungen aktuell und bieten sie Lösungen zu den erwähnten Herausforderungen?
Wir arbeiten viel mit der direkt kaufenden Gastronomie und sehen daher sehr gut, welche Bedürfnisse es gibt. Cocktails waren bereits vor Corona stark nachgefragt – dann kamen Lockdowns und massive Personalprobleme. Viele Gastronomen möchten gerne hochwertige Drinks wie Espresso Martini oder Negroni anbieten, haben aber schlicht nicht das Personal dafür.
Wir haben deshalb nach Partnern gesucht und einen Produzenten gefunden, der extrem hochwertige Qualitäten liefert und gleichzeitig so klare Anleitungen gibt, dass selbst ungelernte Kräfte perfekte Drinks servieren können. Die ersten Wochen im Markt zeigen: Wir haben eine echte Lücke getroffen – bei klassischen Gastronomen, bei Events und sogar beim Endverbraucher.
Was sind die wichtigsten Vorteile von Prebatched Cocktails in der Gastronomie?
Wir ermöglichen trotz Personalmangel die sichere, schnelle Zubereitung hochwertiger Cocktails – mit gutem Ertrag. Mehr braucht es nicht.
Worauf müssen Betriebe achten, wenn sie Prebatched Cocktails einführen?
Wir testen alles zunächst sensorisch mit den Verantwortlichen. Die Gastronomen müssen nachvollziehen können, dass unser Qualitätsversprechen stimmt – nur aus Überzeugung kann man etwas glaubwürdig an den Gast kommunizieren.
Die Zubereitung selbst ist simpel: Eis, Deko, ins Glas – fertig. So lassen sich Cocktailkarten sehr einfach erweitern. Viele Gäste sind positiv überrascht, wie gut die Drinks sind.
Sollten Gastronomen offen kommunizieren, wenn ein Cocktail prebatched ist?
Es gibt beide Philosophien. Manche schreiben es bewusst auf die Karte, andere weniger. Bei großen Events ist es meist völlig transparent, weil die Gastronomen offen sagen: „500 Espresso Martinis frisch zu shaken ist unmöglich.“
Grundsätzlich gewöhnen sich Endverbraucher zunehmend an die Idee: Glühwein, Aperitif, Wein – vieles kommt heute aus Zapfanlagen. Hauptsache Qualität und schnelle Bedienung. Am Ende muss jeder Gastronom seine eigene Linie finden.
Puristen behaupten: Ein Prebatched Drink könne nie an einen frisch gemixten Cocktail heranreichen. Was sagen Sie?
Sensorisch liefern unsere Produkte hohe Qualität. Aber klar: Die Individualität eines Spitzenbarkeepers kann ein Pre-Batched Cocktail nicht ersetzen – und soll es auch nicht.
In einer Premium-Bar entsteht ein Erlebnis aus Handwerk, Atmosphäre und Persönlichkeit. Unsere Produkte richten sich an Betriebe, die bisher keine Cocktails anbieten konnten. Dadurch wird die Cocktailkultur insgesamt breiter – und das hilft letztlich auch den Top-Bars.
Heißt das: Standardcocktails aus der normalen Gastronomie stärken die Abgrenzung der Spitzenbars?
Ja, das kann man so sagen. Wenn Gäste den Standard kennen, erkennen sie auch leichter das Besondere. Wie beim Wein: Wer viele solide Chardonnays probiert hat, versteht einen außergewöhnlichen viel besser.
Manche Barkeeper befürchten, Prebatched Cocktails könnten die Marge vom Barkeeper hin zum Produkt verschieben. Ist diese Sorge berechtigt?
Nein. Ein guter Barkeeper ist nicht nur ein Mixer – er ist Gastgeber und versteht den Gast. Diese Individualität kann kein Prebatched Produkt ersetzen. Wir fokussieren uns bewusst auf wenige Standardcocktails. Eine gute Bar wird immer Drinks kreieren, die weit über das Standardangebot hinausgehen.
Wie wichtig ist das Segment Prebatched Cocktails langfristig für Schlumberger?
Sehr wichtig. Wir entwickeln Innovationen immer entlang der Probleme unserer Kunden: Vermouth (Belsazar), Sake – jetzt Prebatched Cocktails. Die Nachfrage ist dynamisch, Gastronomen und Endverbraucher reagieren sehr positiv. Es kann ein bedeutendes Segment werden.
Auch andere Anbieter sind im Markt aktiv. Wodurch unterscheidet sich Ardent Batch?
Unsere Stärke liegt in der Kombination aus Vertrauen, einfacher Bestellbarkeit und niedriger Einstiegshürde: Gastronomen können einzelne Kisten testen, müssen keine riesigen Mengen abnehmen und die Produkte sind dank Rückenetikett selbsterklärend. Das senkt Hemmschwellen massiv. Manche Betriebe stellen fest, dass es bei ihnen funktioniert, andere nicht – beides ist völlig legitim. Wichtig ist: Man bleibt innovativ und hört auf seine Gäste.
Vielen Dank für das Gespräch!
Das Interview führte Michael Teodorescu
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