Obwohl das Potenzial von Essensgutscheinen erheblich ist, hinkt Deutschland im Vergleich hinterher, insbesondere zu vielen europäischen Nachbarländern, in denen diese bereits weit verbreitet sind. Eine Studie schlägt spezifische Anpassungen der rechtlichen Rahmenbedingungen vor.
Quelle: Erik Mclean on Unsplash

Deutschland: Potenzial von Essensgutscheinen bisher ungenutzt

In einer Zeit, in der die deutsche Wirtschaft nach innovativen Wegen sucht, um neues Wachstum zu stimulieren und die Arbeitszufriedenheit trotz Fachkräftemangels zu steigern, unterstreicht eine neue Studie der Prognos AG im Auftrag von Edenred das erhebliche Potenzial von Essensgutscheinen. Sie entlasten Arbeitnehmende bei hohen Lebensmittelpreisen, beleben das Gastgewerbe und führen zu zusätzlichen staatlichen Einnahmen. Die Studie verdeutlicht, wie durch eine optimierte Nutzung diese vielfältigen Vorteile realisiert werden könnten.

System der Steuervergünstigungen bremst Potenzial von Essensgutscheinen

Laut der Untersuchung könnten Essensgutscheine als Katalysator für die deutsche Wirtschaft fungieren. Nicole Mantow, Geschäftsführerin von Edenred Deutschland, betont die Wirkungskraft von Essensgutscheinen: „Jeder Euro, der in Essensgutscheine investiert wird, generiert eine beeindruckende zusätzliche volkswirtschaftliche Wertschöpfung.“ Trotz des großen Interesses – 71 % der Beschäftigten und 31 % der Unternehmen in Deutschland sind an der Einführung von Essensgutscheinen interessiert – bleibt die Nutzung hinter dem möglichen Potenzial zurück. Hauptursache: rechtliche und administrative Hürden.

Das derzeitige, komplizierte System der Steuervergünstigungen in Deutschland, gilt vielen Experen als veraltet und erschwert es Unternehmen, ihren Mitarbeitenden Essensgutscheine effektiv anzubieten. „Nach 23 Jahren ist es höchste Zeit, den steuerfreien Arbeitgeberzuschuss an den Arbeitnehmerbeitrag anzupassen und ihn an den jährlichen Inflationsausgleich zu koppeln“, erklärt Nicole Mantow. Um das Potenzial von Essensgutscheinen voll auszuschöpfen, empfiehlt die Studie eine Anpassung der steuerfreien finanziellen Unterstützung an den aktuellen Arbeitnehmerbetrag von 4,13 Euro. Dies würde nebenbei auch eine paritätische Verteilung sicherstellen.

Säulen der lokalen Wirtschaft und des sozialen Miteinanders als Profiteure

„Essensgutscheine sind in Ländern wie Belgien, Finnland oder Frankreich deutlich verbreiteter. In Deutschland nutzen derzeit nur wenige Unternehmen dieses Instrument zur Gewinnung und Bindung von Mitarbeitenden“, ergänzt Gwendolyn Huschik, Projektleiterin bei Prognos. Eine vertane Chance, wie die Studie zeigt, denn das Potenzial ist beträchtlich: „Fast alle interessierten Unternehmen würden ihren Mitarbeitenden Essensgutscheine im Wert von mindestens 5 Euro täglich gewähren, wenn diese vollständig von der Steuer befreit wären“, so die Meinung von Gwendolyn Huschik.

Neben den ökonomischen Vorteilen stärken Essensgutscheine auch die lokale Wirtschaft und verbessern das soziale Miteinander in Unternehmen. Gwendolyn Huschik erläutert: „Essensgutscheine motivieren die Beschäftigten, öfter in lokalen Restaurants zu speisen, wodurch sie die Gastronomie direkt stärken. Auch Bäckereien, Metzgereien, Cafés und der Lebensmitteleinzelhandel vor Ort dürften profitieren. Diese Belebung der regionalen Wirtschaft ist besonders in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten wichtig.“

Essensgutscheine stärken außerdem das Zusammengehörigkeitsgefühl unter Mitarbeitenden. Laut der Studie würden 27 % der Beschäftigten durch die Nutzung von Essensgutscheinen häufiger Restaurants besuchen; 56 % geben an, öfter mit Kollegen gemeinsam essen zu gehen. Diese verstärkte soziale Interaktion durch gemeinsame Mahlzeiten fördert eine lebendige Arbeitskultur und steigert die Produktivität im Berufsalltag. Dies gilt vor allem für kleine und mittelständische Unternehmen, für die sich keine Kantine lohnt. Nicole Mantow: „Essensgutscheine schaffen eine Win-Win-Win-Situation: Sie unterstützen die Arbeitnehmenden insbesondere von kleinen und mittelständischen Unternehmen, beleben die regionale Gastronomie und verbessern das soziale Miteinander sowie das Wohlbefinden am Arbeitsplatz.“

Nicole Mantow unterstreicht die Dringlichkeit dieser Reformen: „Wir müssen den Rechtsrahmen flexibilisieren und/oder den steuerfreien Arbeitgeberzuschuss anpassen, um die Attraktivität dieses wichtigen Instruments zu steigern.“ Die Autoren der Studie und Edenred Deutschland appellieren an die politischen Entscheidungsträger, die rechtlichen Rahmenbedingungen zu vereinfachen. Dadurch ließe sich nicht nur die Nutzung von Essensgutscheinen erleichtern, es würde auch ein nachhaltiger, gesellschaftlicher Nutzen geschaffen werden, der die lokale Wirtschaft belebt und die Lebensqualität der Mitarbeitenden verbessert. „Essensgutscheine sind ein effizientes Mittel, um Beschäftigte zu motivieren, die hohen Lebensmittelkosten abzufedern und die lokale Wirtschaft zu beleben“, fügt Nicole Mantow abschließend hinzu.

Quelle: Prognos AG/Edenred

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