Frauen in Führungspositionen sind auch in der Gastronomie auf dem Vormarsch. Was sie eint, ist ihre Leidenschaft für die Branche – und so manche Erfahrung mit „altbackenen Ansichten“ und Schubladendenken.
Warum Frauen anders führen, was sie an ihrem Job in der Gastro so lieben und was sie anderen Frauen raten, die in diesem Bereich durchstarten möchten, erzählen die Gründerin Franziska Weidner, die Netzwerkerin Eva-Maria Seidl, die Geschäftsführerin der Bayern Tourist GmbH Isabella Hren und die Gastro-Beraterin Sybille Steininger in einem gemeinsamen Interview zum Internationalen Frauentag am 8. März.
Franziska Weidner: Gründerin von Food Trucks United
Franziska Weidner gründete 2020 das Start-up Food Trucks United, das Foodtrucks für Events, Hochzeiten und andere Anlässe vermittelt und bei der Vermarktung unterstützt. Sie wünscht sich ein besseres Bewusstsein für die Bedürfnisse von Frauen, neue Modelle und Wege zu gehen.
Frau Weidner, was gefällt Ihnen besonders an der Arbeit in der Gastronomie?
In die Gastronomie haben mich meine organisatorischen Fähigkeiten gebracht. Ich liebe das Miteinander mit Menschen, die Abwechslung jeden Tag und dass ich Menschen mit meiner Arbeit glücklich machen kann.
Wieso sind Frauen gut für die Gastro-Landschaft?
Wir sind das Herz und die Leidenschaft der Branche. Frauen sehen das Detail, sie arbeiten und führen mit Herz und Emotionen. Ich finde, sie lassen ein Miteinander stärker zu und unterstützen sich gegenseitig mehr.
Wie reagieren Männer, wenn Sie mit Ihrem Foodtruck unterwegs sind?
Brauche ich mit meinem Truck Hilfe beim Einparken? Nein danke! Ich mache das selbst und genieße die Blicke, wenn ich es dann eins A „wie ein Mann“ gemacht habe.
Welchen Appell richten Sie an die Branche?
Keine Trennung mehr zwischen Männern und Frauen, mehr Miteinander – und vor allem ein Mehr-Zusammen.
Und was raten Sie anderen Frauen?
Traut euch und steht zu euch und eurem Konzept. Verliert nie den Mut und vergesst eure Emotionen nicht.
Eva-Maria Seidl: Vorständin beim Frauennetzwerk Foodservice
Eva-Maria Seidl ist studierte Kulturwirtin und wuchs, wie sie selbst sagt, als „bayerisches Wirtshauskind“ auf. Mit Leidenschaft arbeitet sie seit über zwölf Jahren in der Gastro- und Hospitality-Branche und ist ehrenamtliche Vorständin beim Frauennetzwerk Foodservice.
Frau Seidl, braucht es Netzwerke, um Frauen in der Gastro zum Erfolg zu verhelfen?
Wir sind die größte, weibliche Initiative für Frauen aus Food, Hotellerie und Gastgewerbe im deutschsprachigen Raum mit dem Ziel, Frauen auf ihrem persönlichen und beruflichen Weg zu vernetzen und zu unterstützen. Ich glaube, dass es Frauen in unserer Branche vielleicht sogar etwas leichter haben, weil sie tendenziell Menschen zugewandt, emotional greifbar, empathisch und leidenschaftlich sind – Eigenschaften, die auf Kooperation, Netzwerken und das „wir“ abzielen, und insbesondere in diesen turbulenten Zeiten noch viel wichtiger sind.
Welchen Rat haben Sie für Newcomerinnen?
Vernetzt euch, helft euch gegenseitig, fördert einander und öffnet Türen – ihr werdet sehen, das kommt immer zu einem zurück!
Und welchen für die Branche?
Wir können es uns heutzutage in keinem Unternehmen mehr leisten, so „altbacken“ mit diesem wichtigen Thema umzugehen.
Isabella Hren: Geschäftsführerin der Bayern Tourist GmbH
Das Gastro-Handwerk hat Isabella Hren von der Pike auf gelernt, weil es schon immer ihr Traumberuf war. Heute ist sie Geschäftsführerin der Bayern Tourist GmbH, eine 100-prozentige Tochter des Dehoga Bayern, wo sie mit Dienstleistungen wie Aus- und Weiterbildung, Beratung oder Zertifizierung ihren persönlichen Beitrag für den Fortschritt im Gastgewerbe leistet.
Frau Hren, was schätzen Sie so sehr an Ihrem Beruf?
Bis heute, 30 Jahre später, hat die Gastro für mich nichts von ihrer Faszination verloren. Ich stamme aus einer Stahlgegend – der Einstieg in diese vielseitige Branche war wie ein Eintritt in eine neue Welt, in der sich interessante Türen und Karrierechancen eröffnet haben. Ich kenne wenige Branchen, in denen Frauen so große Chancen auf Führungspositionen haben. Ich denke, wenn wir Frauen uns das zutrauen, dann tun es auch alle anderen.
Wieso sind Frauen gut für die Gastro-Landschaft?
In der Führung ist heute mehr denn je Flexibilität gefragt und die Notwendigkeit, Empathie mitzubringen, um auf die Diversität einzugehen. Und das können viele weibliche Führungskräfte meiner Erfahrung nach besonders gut.
Sybille Steininger: Beratung und Vertrieb bei Gewinnblick
Sybille Steininger ist keine Freundin der Differenzierung nach Geschlecht, obwohl sie augenzwinkernd bekennt, vermutlich die einzige Frau im Bereich Vertrieb für Kassensysteme zu sein. Die studierte Betriebswirtschaftlerin hat als Beraterin in einer deutschen Großbank jahrelang Groß-Gastronomen betreut, bevor sie bei Gewinnblick, einem Anbieter von Kassen- und Bezahlsystemen für die Gastronomie und Hotellerie in der DACH-Region, den Bereich Beratung und Vertrieb übernahm.
Frau Steininger, was mögen Sie an Ihrer Arbeit?
Die unterschiedlichen Charaktere von Menschen und die Herausforderung, für immer wieder neue Anforderungen die passenden Lösungen und Konzepte zu finden.
Wieso sind Frauen gut für die Gastro-Landschaft?
Wir Frauen gehen offen und mit Ehrgeiz an Neues heran.
Welchen Rat geben Sie Newcomerinnen mit?
Behaltet die Idee und die Ziele im Fokus, aber bitte auch den Finanzplan und den Blick auf den Gewinn!
Quelle: Gewinnblick