Kรถnnte der Kochroboter CA-1 die Zukunft der Gemeinschaftsgastronomie neu definieren? Die Circus Group ist davon รผberzeugt, dass sich mithilfe von KI und Automatisierung Foodservice und Gemeinschaftsgastronomie effizienter machen lassen.
โLangfristig sehe ich vollstรคndig autonome Systeme, die nicht nur Gerichte zubereiten, sondern auch Einkauf, Transport, Bestรผckung und Reinigung selbststรคndig erledigenโ, so die Vision des Grรผnders und CCO der Circus Group, Carsten Wille.
โFรผr uns ist es wichtig, nicht reine Technologie zu entwickeln, sondern echte Probleme zu lรถsen. Der Fokus liegt darauf, Prozesse effizienter zu gestalten und gleichzeitig den kulinarischen Standard zu erhรถhen.โ
Carsten Wille, CCO, Circus Group
Rollout des CA-1 in 2025
Der Rollout des Kochroboters CA-1 der Circus Group ist 2025 in Deutschland geplant. Zu den ersten Kunden zรคhlen der Flughafen Berlin und ein groรes soziales Unternehmen aus dem Pflegebereich, das mithilfe des CA-1 seine Mitarbeiterverpflegung verbessern will. โDie Herausforderung dort ist die Schichtarbeit und ein daran angepasstes vernรผnftiges Verpflegungsangebot, das รผber eine Snacksalami oder einen Schokoriegel hinausgeht โ das betrifft genauso die Automobilbranche oder groรe Industriebetriebeโ, berichtet Carsten Wille.
Die Grรผnder tรผfteln aber auch im Rahmen einer Development Partnerschaft mit Strabag an einer Verpflegungslรถsung fรผr Baustellen.
Aber auch international ist der Kochroboter gefragt. รber 5.000 Kochroboter sollen nach China gehen, Peking steht bereits Schlange. Global wird ein Rollout in 2026/27 angepeilt.
รber die Circus Group
Wer steckt eigentlich hinter der Circus Group? Gestartet ist das Unternehmen 2021 als Betreiber von Mikro-Kรผchen-Hubs. Die beiden Grรผnder brachten dabei ihre Erfahrung aus dem Technologie-, Software- und Food-Bereich mit ein. So ist CEO Nikolas Bullwinkel auch Co-Founder von Flink, dem deutschen Marktfรผhrer fรผr Lebensmittellieferungen mit รผber 12.000 Mitarbeitern. CCO Carsten Wille ist Grรผnder und ehemaliger CEO von Etepetete, einem E-Commerce-Unternehmen fรผr Lebensmittelabonnements, das den europรคischen Markt seit รผber zehn Jahren dominiert.
Im Beirat finden sich zudem u. a. der langjรคhrige Compass Group-Manager Jรผrgen Thamm als Profi fรผr die Gemeinschaftsgastronomie oder Dr. Maria Danninger, ehemalige Leiterin der Abteilung Technologie und Innovation am Institut fรผr Robotik und Maschinelle Intelligenz der Technischen Universitรคt Mรผnchen (TUM) als Robotik-Koryphรคe.
Aus Aitme wurde der CA-1 der Circus Group
Im Sommer 2023 folgte ein wesentlicher Meilenstein: die รbernahme von Aitme, einem Start-up, das sich rรผhmen darf, den ersten Kochroboter dieser Art marktfรคhig gemacht zu haben. Wenig spรคter folgte bereits ein weiterer Meilenstein: der Bรถrsengang des Unternehmens.
Allerdings hat der heutige CA-1 hat mit dem einstigen Aitme-Modell โ auรer der Hรผlle โ laut Carsten Wille nicht mehr viel gemein. โWir haben das Modell bewusst erstmal vom Markt genommen und vor allem software-seitig รผberarbeitet. Im Kern arbeitet nun unser Betriebssystem Circus AI, das auf KI basiert.โ
Nachgefragt bei: Carsten Wille, CCO, Circus Group
Mehr zum Kochroboter CA-1 und der Strategie der Circus Group hat Carsten Wille der Redaktion GVMANAGER im Interview verraten.

โWir haben in Deutschland die besten Voraussetzungen, um weltweit fรผhrend in der Entwicklung von KI und Automatisierung zu sein. Der Entwicklungsstandort der Circus Group liegt nicht umsonst in Mรผnchen, in der Nรคhe der Technischen Universitรคt, aber auch groรer Maschinenbauer und Automobilhersteller. Ich glaube fest daran, dass wir aus Deutschland heraus eine globale Erfolgsgeschichte schreiben kรถnnen.โ
Carsten Wille, CCO, Circus Group
Herr Wille, wie punktet der Kochroboter CA-1 gegenรผber einer klassischen gewerblichen Kรผche?
Wir kรถnnen mit deutlich geringeren Initialkosten sowie laufenden personellen Kosten im Vergleich zu einer klassischen gewerblichen Kรผche ein qualitativ hochwertiges, frisches und vielfรคltiges Speisenangebot auf die Teller bringen โ nahezu vollautomatisch. Und das wird stark nachgefragt.
Der CA-1 benรถtigt 6,7 m2 Stellflรคche, Starkstrom, Frisch- und Abwasser, 36 Zutaten und tรคglich eine Stunde personelle Rรผst- und Reinigungszeit โ fertig. Im Ergebnis liefert er 60 bis 120 Essen pro Stunde, vom Frรผhstรผck รผber den Salat bis hin zu Mittagessen und Dessert. Eine Untertischspรผlmaschine ist ebenso integriert wie eine Abluftlรถsung.
Wie sieht das Geschรคftsmodell aus: Kaufen oder Mieten?
Es setzt sich zusammen aus einer etwa sechsstelligen initialen Investition und einer monatlichen Gebรผhr fรผr die Softwarenutzung, Wartung und Beratung.
In Summe liegen wir damit trotzdem weit unter den Kosten fรผr eine klassische gewerbliche Kรผche plus Personal. Erst recht vor dem Hintergrund steigender Personalkosten.
Fรผr den CA-1 reicht nรคmlich eine Arbeitskraft aus, die tรคglich etwa eine Stunde fรผr Reinigung und Stockmanagement tรคtig ist.
Kochroboter folgen dem Prinzip der automatisierten Systemgastronomie โ kรถnnen Sie das am CA-1 veranschaulichen?
Wir haben 250 Hauptzutaten definiert, mit denen der CA-1 arbeiten kann. Beispielsweise dรผrfen Stรผckchen eine gewisse Grรถรe nicht รผberschreiten, damit sie durch die Fรถrdertechnik passen. Daraus ergeben sich Millionen von Variationsmรถglichkeiten โ von Frรผhstรผck und Salat รผber Suppe, Hauptspeise bis hin zu Desserts wie Kaiserschmarrn. Diese Zutaten listen wir bei verschiedenen Groรhรคndlern unter unserem Namen, sodass sie von Anwendern unserer Technik รผber ihre eigene Supply Chain bestellt werden kรถnnen.
Der Kunde oder Betreiber bestimmt die Qualitรคt, ganz nach dem โQuality in, Quality out-Prinzipโ. Er wรคhlt sich aus dem Portfolio seine 36 Grundzutaten, darunter 24 feste und 12 flรผssige und bestimmt damit auch das Angebotsspektrum.
Im CA-1 sind bereits Rezepturen hinterlegt. Wer hat diese entwickelt?

Die Rezepturen stammen von unserem zweikรถpfigen Culinary Team: Yubal, gebรผrtig aus Israel, bringt neben groรem kulinarischen Know-how auch viel technisches Verstรคndnis fรผr das Produkt mit. Bjรถrn hat als ehemalige Head of Menu von McDonald’s einen besonderen Blick auf die nรถtige Systematik.
Das ist wirklich ein kleines Teamโฆ
80 Prozent unserer 90 Mitarbeitenden sind Ingenieure, wir sind eine Software Company first. Dabei verteilen wir uns auf drei Standorte: In Mรผnchen sind Research and Development in Sachen Hardware und Konstruktion angesiedelt, aufgrund der Nรคhe zur Technischen Universitรคt und zum Automotive-Sektor. In Berlin sitzt vorrangig das Software-Team und in Hamburg ist das Headquarter.
Welche Rolle spielt Deutschland bei der Entwicklung solcher Technologien?
Deutschland hat enormes Potenzial, sowohl was die Ingenieurskunst als auch die Innovationskraft angeht. Wir haben hier die besten Voraussetzungen, um weltweit fรผhrend in der Entwicklung von KI und Automatisierung zu sein. Das ist natรผrlich ein ganzes dickes Brett, das wir da bohren, aber wir wollen das vorantreiben. Der Entwicklungsstandort der Circus Group liegt nicht umsonst in Mรผnchen, in der Nรคhe der Technischen Universitรคt, aber auch groรer Maschinenbauer und Automobilhersteller. Ich glaube fest daran, dass wir aus Deutschland heraus eine globale Erfolgsgeschichte schreiben kรถnnen. Nichtsdestotrotz haben wir in unserem Unternehmen Mitarbeiter aus รผber 26 Nationen, die auch den internationalen Austausch vorantreiben kรถnnen, was ich als groรe Stรคrke sehe.
Unsere Mitarbeiter begeben sich aktuell in richtig wildes Fahrwasser und wir arbeiten daran, das in ruhigere Bahnen zu lenken. Aber das Team hat richtig Lust und ist hochmotiviert Robotics aus Deutschland mit KI mitzugestalten. Und auch die Kunden ziehen da begeistert mit.
Wir wollen โ gemeinsam mit unseren Kunden โ die Zukunft gestalten.
Der CA-1 schafft zwischen 60 und 120 Essen pro Stunde. Ist auch ein Modell mit grรถรerem Output geplant?
Unsere Plรคne wollen wir derzeit noch nicht verraten. Aber fest steht: Wir arbeiten an verschiedenen Technologien. Mit dem CA1 haben wir eine tolle Lรถsung fรผr den Markteintritt, die sich mithilfe unseres Manufacturing Partners gut skalieren lรคsst.
Was ist das Erfolgsrezept von des Unternehmens?
Der Erfolg eines Unternehmens steht und fรคllt mit der Struktur dahinter. Daher haben wir darauf einen ersten Fokus gelegt. Das beginnt bei einer soliden Finanzierung, die schlieรlich in der Bรถrsennotierung der Unternehmensaktien mรผndete. Aber auch die Mitarbeiterakquise ist wichtig. Derzeit besteht unser Team aus rund 90 Mitarbeitern aus 26 Nationen.
Produktionsseitig haben wir einen der grรถรten globalen Service Manufacturer als Partner gewonnen. Dieser setzt am Markt etablierte Komponenten, wie die Untertischspรผlmaschine von Winterhalter und Induktionsplatten zusammen und wir kรผmmern uns darum, das Ganze mit Hilfe von KI zu orchestrieren. Denn strategisch befassen wir uns sehr stark mit KI und deren Potenzialen.
Fรผr uns ist es wichtig, nicht reine Technologie zu entwickeln, sondern echte Probleme zu lรถsen. Der Fokus liegt darauf, Prozesse effizienter zu gestalten und gleichzeitig den kulinarischen Standard zu erhรถhen.
Und welche Potenziale sind das?
Ich glaube wir sind nicht mehr so weit entfernt vom Replikator aus Star Trek, dem man sagt, ich hรคtte gerne Spaghetti Bolognese und er beamt einem das Ergebnis. Denn auch den CA-1 kann man schon in einem AI-Use-Case sprachsteuern โ und 20 bis 300 Sekunden spรคter hรคlt man das Ergebnis in Hรคnden. Worum es geht: ein Erlebnis fรผr den Kunden zu generieren, beispielsweise durch Interaktion mit der Maschine.
In puncto Effizienz bringt die KI viel Potenzial mit. โBesonders spannend sehe ich neben der Integration von Sprachsteuerung auch Agenten-KI, die es ermรถglicht, intuitiv mit Maschinen zu interagieren.
Weitere Potenziale sehe ich beispielsweise in den Prozessen, die dem CA-1 vorgelagert sind: Zur Bestรผckung braucht man aktuell noch einen Operator, vielleicht macht das in Zukunft aber auch ein Roboter? Und wird die Ware in Zukunft eventuell von vollautonomen Fahr- und Transportsystemen angeliefert?
Herzlichen Dank fรผr das Gesprรคch!
Quelle: B&L MedienGesellschaft

Roboterkรผche in der Klinik und
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