Frank Simmeth’s Führungstrainings sind alles andere als gewöhnlich. Mehrmals im Jahr bricht er mit einer Gruppe von Teilnehmern in den Nationalpark Berchtesgaden zur Kührointalm auf. Die Maxime lautet: Neue Gipfel erklimmen und zwar nicht nur den des Watzmann, sondern auch in puncto Führungskompetenz. Drei Tage dreht sich alles um „Positive Leadership“. Während des Workshops wird im spartanischen Matratzenlager genächtigt, und der Lernort ist am Berg oder in der urigen Almhütte.
Simmeth-Training will Führungskräfte entwickeln, die ihre Mitarbeitenden schätzen und aktiv auf Veränderungen reagieren können. Aus Führungskräften sollen Mentoren und Coaches für die Zukunft werden. Deshalb geht es um Themen wie:
- Bedeutung positiver Führung,
- stärkenbasiertes Management,
- Motivation,
- Kommunikation,
- Mitarbeiterengagement,
- Teamdynamik und
- die Schaffung einer inspirierenden Unternehmenskultur.
Das Trainingskonzept von Frank Simmeth bietet eine Methodenvielfalt aus multisensorischem Lernen, Selbsterfahrung, Feedback und Coaching. Es wurde bereits zweimal mit dem Europäischen Trainingspreis ausgezeichnet.
Schulungskonzept für Führungskräfte
Der Inhaber des Lehr- und Trainings-Unternehmens „Simmeth – Impulse die bewegen“ war im früheren Berufsleben Koch. Die Ausbildung absolvierte er ab 1986 im Münchner Hotel Vier Jahreszeiten. Danach wechselte er ins Parkhotel Bremen, bevor er schließlich Führungspositionen in der Systemgastronomie übernahm. Zuletzt arbeitete er als gastronomischer Leiter der Käfer Messegastronomie. Dort betreute er 16 Gastro-Betriebe und koordinierte bis zu 400 Aushilfskräfte.
Eines Tages dachte er sich: Wieviel erfolgreicher könnten diese Mitarbeitenden geführt werden, wenn man die Kompetenz der Vorgesetzten steigern würde? So kam es, dass er ein Schulungskonzept für Führungskräfte entwickelte. Der Erfolg lieferte 2003 die Initialzündung für seine Selbstständigkeit.
Heute ist er zertifizierter INLPTA-Trainer, ECA-Lehrcoach, Certified Professional of Positive Psychologie und Buchautor. Seine Trainings und Coachings konzentrieren sich auf Persönlichkeitsentwicklung, Verhalten und Kommunikation. Die Redaktion GVMANAGER sprach mit Frank Simmeth über seine Mission, Menschen das Werkzeug für erfolgreiches Führen zu vermitteln.

„Wer nur aus dem Bauch heraus agiert oder sich an früheren Vorgesetzten orientiert, verfällt leicht in einen elterlichen Führungsstil. Notwendige Weiterentwicklung wird so verhindert.“
Frank Simmeth, Inhaber, Simmeth – Impulse die bewegen
Frank Simmeth im Interview
Coach und Trainer Frank Simmeth über Führungsinkompetenz als Killerfaktor, die unterschätzte Generation Z, und wie jede(r) ein besserer Chef werden kann. Teil 10 unserer Reihe Weiterbildungs-Navi.
Herr Simmeth, was läuft verkehrt bei Führungskräften in der Branche der Gastlichkeit?
In der Gastronomie haben viele, die Führung übernehmen sollen, das Führen leider nie gelernt. Sie wurden ausgewählt, weil sie gewissenhaft arbeiten, fachlich gut und zuverlässig sind und außerdem vielleicht schon eine längere Betriebszugehörigkeit haben. Sie wechseln dann in eine Funktion, die sie nicht ausfüllen können. Das ist die Misere.
Früher wurde ein Koch irgendwann mal Küchenleiter und hatte Personalverantwortung. Führungskräftetraining gab es nicht, aber irgendwie lief der Laden trotzdem. Was war anders?
Die Frustrationstoleranz von Mitarbeitenden war auch früher nicht unbegrenzt. Es gibt schließlich einen Grund, warum der Gastronomiebranche die Fachkräfte ausgegangen sind.
Nach wie vor gilt: Wer seine Kochjacke an den Nagel hängt, tut dies meist nicht, weil der Job nicht gefällt, sondern weil der Vorgesetzte Probleme macht. Die Situation hat sich verschärft, denn wir leben heute in einer Welt von KI, und die Generation Z hat andere Ansprüche an ihre Arbeit und an Führung. Darauf müssen wir reagieren. Wie sollen Vorgesetzte Anweisungen geben, Qualität sichern, Strukturen schaffen und das Beste aus Mitarbeitenden herausholen, wenn die Basisinstrumente dafür fehlen? Wer nur aus dem Bauch heraus agiert oder sich an früheren Vorgesetzten orientiert, verfällt leicht in einen elterlichen Führungsstil. Notwendige Weiterentwicklung wird so verhindert.
Was ist unter einem elterlichen Führungsstil zu verstehen?
Gefällt die Arbeit nicht, gibt’s strenge Blicke, scharfe Töne, Nichtbeachtung und frostiges Klima. Im Gegenzug gibt’s Lob und Anerkennung oft nach diesem Muster: Der Boss geht nach einem starken Tag zu seiner Mannschaft, klopft dem Sous Chef auf die Schulter und sagt: Heut’ wart ihr richtig gut! Einen super Job habt ihr gemacht! Doch wer elterlich führt, muss sich nicht wundern, wenn er bzw. sie lauter Kinder vor sich hat.
Was ist falsch daran, wenn man seine Mitarbeitenden auf diese Weise lobt?
Mitarbeitende brauchen echtes Feedback, keine leeren Phrasen. Die Leistung sollte in ihrer Besonderheit beschrieben werden. Was genau zeichnete die Arbeit des Mitarbeitenden aus? Nur so wird das Selbstwertgefühl gestärkt und Eigenmotivation kann gelingen.
Motivieren ist übrigens nicht der Job des Vorgesetzen, das weiß man längst aus der Psychologie. Doch die Personalmanagementstrategien der 70er- und 80er-Jahre werden noch immer wie ein Mantra wiederholt, die Sandwich-Methode als Feedback-Technik nicht hinterfragt.
Und nun trifft mangelnde Führungskompetenz auf die kritische Generation Z – ein Pulverfass?
Ich höre viele Klagen über diese Generation. Sie wolle keine Verantwortung übernehmen, sei nicht konzentrationsfähig und viele ihrer Vertreter seien Weicheier. Diese Thesen bedienen ein Vorurteil und sind ein deutliches Zeichen, dass den Führungskräften das Instrumentarium ausgeht. Eins ist klar: Die Generation Z, die zum Glück vieles hinterfragt, nimmt einen autoritären Führungsstil nicht hin. Sie duldet keine Kritik, bei der die Beziehung zum Gegenüber erst einmal in den Boden gestampft wird.
Mit dem notwendigen Werkzeugkasten können sich Führungskräfte jedoch auf die Generation Z einstellen und mit ihr auf Erfolgskurs gehen. Führung ist ein Job, den man lernen kann. In unseren Workshops vermitteln wir nicht nur das nötige Know-how. Wir zeigen auch, wie sich Führung anfühlt. Wie ist es, wenn ich kritisch mit dir umgehe? Wie, wenn ich wertschätzend mit dir umgehe? So erreichen wir nicht nur den Verstand, sondern auch das Herz.
Worin liegt die wesentliche Herausforderung für Führungskräfte heute?
Der frühere Mix aus Command & Control, mit dem viele Führungskräfte auch ihr Ego streichelten, hat keinen Platz mehr in den Profiküchen. Die Führungskraft ist mit Mitarbeitenden konfrontiert, die an ihren mentalen Grenzen sind. Kaum etwas scheint mehr sicher. Die Zukunft der Gemeinschaftsverpflegung ist ungewiss. Haben früher in der Kantine die Plätze gefehlt, so gibt es heute zu viele. Früher war die Küche zu klein, heute zu groß. Aufgrund der Homeoffice-Kultur ändert sich das Anforderungsprofil für Betriebsrestaurants gerade dramatisch. Führungskräfte müssen Mitarbeitende mitnehmen in eine Welt, in der Veränderung der Normalzustand sein wird.
Was bedeutet das?
Der Fokus muss auch auf dem Gegenüber liegen. Wer sind meine Mitarbeitenden? Welche Herausforderungen müssen sie bewältigen? Wo liegen ihre Stärken? Wo ihre Schwächen? Die moderne Führungskraft ist Buddy für persönliche Probleme, Talentscout und Mutmacher. Jemand, der Menschen mitreißt und begeistert für Qualität. Jemand, der sagt: Ich zeig’ dir mal, wie du Freude haben kannst in unserem Job! Anstatt zu nörgeln: He, warum hast du das schon wieder nicht anständig gemacht? Viele Führungskräfte spüren den Wandel und merken, dass die alten Tools nicht mehr wirken. Also machen sie in ihrer Hilflosigkeit noch mehr vom Alten: Sie werden noch kritischer. Doch mit Dominanz geht heute nichts mehr.
Führungskräfte sollen heutzutage Mitarbeitende zum Erfolg coachen, Verhalten ändern, Menschen überzeugen, Talente rekrutieren, Teams weiterentwickeln usw. Ist das ein Job, den man noch haben will?
Indem sie durch Fortbildung ihre Kompetenz steigern, wird Führen wieder attraktiv. Sie werden befähigt, Menschen zu führen, sie abzuholen und zu Bestleistungen zu bringen. Das ist ein sehr sinnstiftender und erfüllender Job, finden Sie nicht?
Herzlichen Dank für das Gespräch!
Weiterbildungs-Navi
Verpflegungsbetriebe stehen immer wieder vor neuen Herausforderungen. Wie flexibel und anpassungsfähig der Verpflegungsbetrieb auf diese reagieren kann, ist von den Mitarbeitenden abhängig. Regelmäßige Weiterbildung bildet den Grundstein, um das eigene Team kompetent, motiviert und agil zu halten. Doch wie kann eine erfolgreiche Weiterbildungsstrategie aussehen?
Mit unserem „Weiterbildungs-Navi“ will Sie die Redaktion GVMANAGER durch das Dickicht der Weiterbildungs-Chancen und -Hürden führen. Sämtliche Teile sind für Sie nachzulesen – ein Überblick:
Teil 1: Weiterbildung als systematisches Konzept
Teil 2: Motivation zur Weiterbildung – Knackpunkte zwischen Mitarbeiter und Angebot
Teil 3: Chancen digitaler Weiterbildungsmaßnahmen
Teil 4: Fördermöglichkeiten von Weiterbildungen
Teil 5: Was steckt hinter Systemischem Coaching?
Teil 6: Einsatz von Quereinsteigern und passenden Weiterbildungskonzepten, um dem Fachkräftemangel zu begegnen
Teil 7: So wird das Mitarbeitergespräch zur Win-win-Situation für beide Seiten
Teil 8: Orientierungshilfe zum vielfältigen Fortbildungsangebot
Teil 9: Küchenmeister vs. Verpflegungsbetriebswirt – welche Weiterbildung passt zu mir?
Quelle: Cornelia Liederbach für B&L MedienGesellschaft