Die Gastronomiebranche in Deutschland hofft weiterhin auf eine Entfristung der 7 Prozent-Besteuerung auf Speisen. Und das hat triftige Gründe, wie die jüngsten Statements von Entscheidern aus Hotel-Restaurants verschiedener Bundesländer deutlich machen. Die Sorge, dass durch notwen-dige Preiserhöhungen Gäste wegbleiben, steht dabei ganz oben. Damit verbunden sind aber auch Ängste, die über den Umsatz im eigenen Betrieb hinausgehen. Das zeigen Gespräche, die die Einkaufskooperation HGK in diesen Tagen mit Branchenvertretern aus ihrem Mitgliederkreis geführt hat.
Forderung: Entfristung der 7 Prozent-Besteuerung
„Wenn Gäste fehlen und viele Angebote nicht mehr gemacht werden können, weil sie für den Gast schlichtweg nicht mehr leistbar sind, leidet damit auch die Vielfalt in der Ausbildungspraxis. Wir merken jetzt schon, dass wir viele Dinge nicht mehr aus dem Tagesgeschäft heraus vermitteln können, sondern hierfür extra Schulungen nötig sind. Dabei möchten wir mit unseren Berufen begeistern, den nachfolgenden Generationen unsere Werte vermitteln und sie praxisnah mitnehmen. Ansonsten macht das Erlernen der klassischen Hotellerie und Gastronomie doch keine Freude.“
Heike Thomas, Geschäftsführerin HansenS Haus Am Meer, Bad Zwischenahn
„Es ist schon allein aus Nachhaltigkeitsgründen dringend notwendig, dass frisch zubereitetes Essen, serviert von fair bezahltem, geschultem Personal auf Porzellantellern ebenso mit 7 Prozent besteuert wird, wie Essen zum Mitnehmen im To-go-Behälter aus dem Supermarkt. Ganz abgesehen davon, dass der steuerlich ungleich behandelte Wettbewerb mit den immer größeren und vielfältigeren Angeboten der To-go-Speisen in Supermärkten mit Sicherheit vielen Restaurants und Gaststätten das Genick brechen würde.“
Deike Eder, Geschäftsführerin des Anders Hotel in Walsrode
„Milchkaffee ist bei 7 Prozent, während auf Hafermilch 19 Prozent erhoben werden. Solche Kuriositäten gebe es viele. Sobald wir eine Dienstleistung hinzufügen, wird es teurer. Verkaufen wir außer Haus ein Buffet, sind es 7 Prozent, liefern wir auch noch Geschirr und Besteck mit, ist alles bei 19 Prozent. Das alles macht nicht wirklich Sinn. Aber wer traut sich da ran? Die aktuelle Regierung jedenfalls nicht.“
Markus Göbel, Geschäftsführer von Göbels Schlosshotel Prinz von Hessen, Friedewald
„Steigende Kosten, massive Lohnerhöhungen und der Mitarbeitermangel haben dazu geführt, dass wir unsere Preise in den vergangenen Monaten schon bis zur Akzeptanzgrenze erhöhen mussten. In dieser Situation die Mehrwertsteuer auf 19 Prozent für Speisen anzuheben, würde für uns einen hohen Verlust bei den benötigten Deckungsbeiträgen nach sich ziehen.“
Peter Dührkoop, Geschäftsführer des Restaurant Pier 51 in Hannover
„Eine Erhöhung der Mehrwertsteuer wird zwangsläufig die Preise um mindestens 12 Prozent erhöhen. Hinzu kommen noch die Kostensteigerungen, die wir wegen höheren Energiepreisen und anderen gestiegenen Kosten weitergeben müssten.“
Armin Meiser von den Meiser Hotels in Fichtenau-Neustädtlein
„Die derzeitige Verunsicherung ist schon jetzt bei vielen Menschen spürbar. Die Kosten für ein Essen spielen schon heute eine große Rolle“. Der Hotelier befürchtet: „Wenn nun die Preise für das Essen deutlich steigen, dann haben wir weniger Gäste und fallende Umsätze.“
Peter Kramer, Geschäftsführer des Erikson Hotels in Sindelfingen
„Wir denken darüber nach – sollte die Mehrwertsteuererhöhung kommen, unsere komplette Gastro ganz massiv umzustrukturieren und zu beschneiden, sonst ist es nicht mehr finanzierbar. Noch letztes Jahr hatten wir vor, das 125 jährige Bestehen mit einem adäquaten Fest zu würdigen. Doch nach aktuellem Stand wird dies still über die Bühne gehen. Was soll man feiern, wenn man sich mit dem Gedanken tragen muss, vier Wochen später vielleicht Teile seiner gastronomischen Wurzeln zu kappen?“
Peter Gemeinhardt vom Hotel Wilder Mann in Aschaffenburg
„Wellness war mein Plan A“
Seit über zehn Jahren leitet Aneta Antonucci den Spa-Bereich vom Seehotel Niedernberg. Unter ihrer Führung wuchs der einst überschaubare Bereich zum zweiten Standbein des Tagungshotels heran. Im Interview erzählt Aneta Antonucci von ihrem Werdegang, der sie aus Ostpreußen ins Rhein-Main-Gebiet und vom Germanistik-Studium in die Ausbildung zur Spa-Managerin führte. Hier gehts zum Interview.
Quelle: HGK