Seit Januar 2023 gilt die Mehrwegangebotspflicht. Sie schreibt vielen Gastronomiebetrieben vor, dass sie etwa für Teller, Schalen und Becher eine Mehrwegvariante anbieten müssen. Doch die Verpflichtung zum Angebot führt bisher nicht dazu, dass der Mehrweganteil in der Gastronomie spürbar ansteigt: Im Jahr 2023 wurden bundesweit etwa 14,6 Milliarden Einwegverpackungen vertrieben, eine Milliarde mehr als 2022. Das ergab eine WWF-Studie. Im gleichen Zeitraum ist die Mehrwegquote nur geringfügig gestiegen: Von 0,7 (2022) auf 1,6 Prozent (2023) – bei Getränken von 4,1 auf 7 Prozent und bei Speisen von 0,1 auf 0,3 Prozent.
Sowohl die Deutsche Umwelthilfe (DUH) als auch das Institut für Wirtschaftsförderung kommen daher zu dem Ergebnis, dass die Einführung der Mehrwegangebotspflicht allein nicht ausreicht – zu minimal seien die Auswirkungen auf den Zuwachs von Mehrwegnutzern.
Dabei lohnt sich Mehrweg nicht nur für die Umwelt, sondern auch finanziell für die Gastronomen, zeigt das vom BMEL-geförderten Projekt REPAID: Im Praxistest sparten die teilnehmenden Betriebe durchschnittlich zwischen 10 und 16 Prozent der Verpackungskosten und durchschnittlich 12 Prozent des CO2-Fußabdruckes für Verpackungen ein
Mehrweg: Checkliste für die Umsetzung im eigenen Betrieb
Mehrweg lohnt sich also auch für den Gastronomen – sowohl ökologisch als auch wirtschaftlich. Doch welche konkreten Maßnahmen helfen bei der erfolgreichen Umsetzung im eigenen Betrieb? Hier gibt es praxisnahe Tipps und Strategien für die Umsetzung:
1. Auswahl des passenden Systems
- Bedarf analysieren: Prüfen Sie, welche Speisen und Getränke Sie hauptsächlich anbieten, und wählen Sie ein darauf abgestimmtes System.
- Kosten berücksichtigen: Anbieter wie Nette unterstützen die Kunden aktiv dabei, die optimale Investitionshöhe zu bestimmen und einen schnellen ROI zu erreichen.
- Hygiene sicherstellen: Achten Sie darauf, dass die Behälter den gesetzlichen Hygienestandards entsprechen. In Bezug auf Reinigung, Stabilität und Anwendungssicherheit gibt es erhebliche Unterschiede zwischen Marktführern und kleineren Anbietern.
2. Integration in den Betriebsablauf
- Personal schulen: Schulen Sie Ihre Mitarbeiter im Umgang mit den Verpackungen und vermitteln Sie ihnen die Vorteile.
- Abläufe anpassen: Optimieren Sie Ihre Bestell- und Ausgabeprozesse, um Wartezeiten zu vermeiden.
- Rückgabestellen einrichten: Sorgen Sie für gut sichtbare und leicht zugängliche Rückgabestellen für die Verpackungen. Konkret: Dies kann über ein Rückgabetablett, eine spezielle Rückgabe-Box oder einen ausgewiesenen Bereich an der Theke umgesetzt werden.
3. Kommunikation mit den Gästen
- Information: Informieren Sie Ihre Gäste aktiv über die Mehrwegangebotspflicht und die Vorteile von entsprechenden Verpackungen. Dies kann bereits vor der Einführung geschehen, indem Sie die Akzeptanz in Ihrem Kundenkreis erfragen und so Stammkunden frühzeitig einbinden.
- Aufklärung: Erklären Sie Ihren Gästen anschaulich, wie das Mehrwegsystem funktioniert und welche einfachen Schritte für die Nutzung erforderlich sind.
- Anreize schaffen: Fördern Sie die Nutzung von entsprechenden Verpackungen durch gezielte Anreize, wie Rabatte oder Treueprogramme.
- Feedback einholen: Nutzen Sie Rückmeldungen Ihrer Gäste, um Prozesse zu optimieren und das System stetig zu verbessern.
4. Wirtschaftlichkeit
- Kostenkontrolle: Entwickeln Sie ein System, das sicherstellt, dass Mehrwegbehälter aus wirtschaftlichen Gründen rechtzeitig zurückgegeben werden.
- Pfandsystem etablieren: Ein durchdachtes Pfandsystem fördert die Rückgabe von den Verpackungen und reduziert Verluste.
- Kooperationen nutzen: Arbeiten Sie mit anderen Gastronomen oder Anbietern zusammen, um Kosten zu senken und ein breiteres Netz an Rückgabestellen zu schaffen.
5. Rechtliche Aspekte
- Rechtliche Anforderungen kennen: Halten Sie sich über aktuelle gesetzliche Vorgaben und Anforderungen an Mehrwegverpackungen auf dem Laufenden.
Zusätzliche Tipps
- Testphase einplanen: Starten Sie mit einer Testphase, um praktische Erfahrungen zu sammeln und Abläufe anzupassen.
- Innovation fördern: Seien Sie offen für neue Ideen und innovative Lösungen im Bereich Mehrwegverpackungen.
Quelle: B&LMedienGesellschaft, Nette

Mehrweg? Lohnt sich!
Zwei Jahre nach Einführung der Mehrwegangebotspflicht fällt die Bilanz ernüchternd aus. Während Umweltverbände strengere Vorgaben fordern, kämpfen Gastronomen mit Kosten, Logistik und Akzeptanzproblemen. Ein Blick auf den Status quo und einige Erfolgsrezepte für eine nachhaltige Umsetzung finden Sie in Ausgabe 2|2025 des Gastronomie-Fachmagazins 24 Stunden Gastlichkeit.
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