Anne Boel Rasmussen ist seit Oktober 2022 Vice President Gastronomie bei BASF.
Quelle: BASF SE

„Mein Traum war es, General Managerin zu werden“

Im Oktober 2022 übernahm Anne Boel Rasmussen die Leitung der BASF Gastronomie in Ludwigshafen. Damit vollzog sie den Wechsel von der Schweizer Compass Group und ihrer Marke Food+, bei der sie diverse Betriebsgastronomie-Standorte von Google verantwortete, zum deutschen Eigenregiebetrieb BASF, den sie als Vice President Gastronomie führt.

„Ich habe schon als Mädchen davon geträumt, General Managerin eines Hotels zu werden. Meine Mentorin, die mir Jahre später an meinem ersten Arbeitstag zugewiesen wurde, hat mir Mut zugesprochen, dass ein solcher Weg für Frauen möglich ist – auch mit Familie.“

Anne Boel Rasmussen

Zwei Leidenschaften: Hotellerie und F&B

Die neue Position führte Anne Rasmussen zugleich zu ihrer „ersten großen Liebe“ zurück, der Hotellerie. Denn schon als Mädchen träumte die Dänin davon, General Managerin zu werden und absolvierte entsprechend ein Studium im Bereich International Hospitality Management in Lausanne. Um acht Jahre Erfahrung in diversen Hotels reicher, hat sie das Ziel auch erreicht: als eine von damals sehr wenigen Frauen wurde sie 2015 Hotelmanagerin in Paris.

„Meine Mentorin, die mir schon an einem ersten Arbeitstag zugewiesen wurde, hat mir Mut zugesprochen, dass ein solcher Weg für Frauen möglich ist – auch mit Familie“, berichtet die Dänin, die inzwischen zwei Töchter hat und Hauptverdienerin ihrer Familie ist. Entsprechend ist es ein Herzensthema von ihr, auch andere Frauen auf ihrem Berufsweg zu ermutigen. Bei ihrem neuen Arbeitgeber BASF stößt sie damit auf offene Türen. Mehr dazu, über ihre Einstellung zu einer Frauenquote und mehr Equity, lesen Sie auch in GVMANAGER 3/2023, der am 3. März erscheint.

Für den Wechsel zur BASF Gastronomie ausschlaggebend waren aber andere Gründe: Welche, das haben wir im Interview mit Anne Rasmussen erfahren.

Ein Gespräch über:

  • kulinarische Unterschiede zwischen Dänemark, der Schweiz und Deutschland
  • die Vor- und Nachteile des Wechsels vom Contract Caterer zum Eigenregiebetrieb
  • die Ernährung ihrer Kindheit im Vergleich zur heutigen Ernährungsweise ihrer Kinder

Nachgefragt bei Anne Boel Rasmussen

Frau Rasmussen, Sie waren die vergangenen fünf Jahre in der Schweiz tätig, wo Kulinarik einen besonderen Stellenwert genießt. Wie schneidet Deutschland im Vergleich dazu ab?

Beruflich hatte ich bereits vorher mit Deutschland im kulinarischen Sinne zu tun, denn ich war für die Betriebsgastronomie der deutschen Google-Standorte verantwortlich.

Was mir damals schon aufgefallen ist: Fleisch ist in der Schweiz viel teurer. Und – etwas, das politisch gesteuert ist: Wenn bestimmtes Gemüse oder Obst wie Erdbeeren Saison haben, schließt die Schweiz ihre Grenzen und reduziert das Angebot auf Schweizer Ware. Folglich gibt man in der Schweiz generell mehr Geld für Essen aus als in Deutschland.

Hat Sie die deutsche Gastronomie dann vor Ort eventuell positiv überrascht?

Ja, tatsächlich! Ich hatte das Vorurteil, dass man in Deutschland noch immer viel Fleisch isst und war überrascht, wie viele tolle vegane Restaurants es hier in Mannheim gibt. Zwar bin ich keine Veganerin, versuche aber mich ausgewogen und mit weniger tierischen Lebensmitteln zu ernähren.

Auch die internationale Community mit ihren beispielsweise libanesischen und türkischen Einflüssen hat die Restaurant-Szene positiv geprägt. Zudem sind die Supermärkte viel internationaler ausgerichtet als in der Schweiz – da stöbere ich gerne.

Welchen Eindruck hat das erste „Probeessen“ bei BASF bei Ihnen hinterlassen?

Ich war überrascht, dass z. B. Vollkornpasta oder -reis schon im Speiseplan etabliert ist – und eine hohe Akzeptanz hat. Was allerdings ein Unterschied ist zu den Ländern, in denen ich bisher tätig war: die Portionsgrößen. Hier tischt man deutlich mehr auf – etwas, wo ich ansetzen möchte, denn in Sachen Foodwaste tragen wir eine riesige Verantwortung. Zwar haben wir auch viele Produktionsmitarbeiter mit entsprechendem Hunger – und diese sollen auch weiterhin satt werden, ohne dafür draufzahlen zu müssen – aber wir sollten nicht standardmäßig davon ausgehen, dass jeder so eine große Portion möchte. Das gelingt, indem man es kommuniziert und an der Ausgabe aktiv fragt, wie viel es sein darf.

Sie sind gewechselt von einem Contract Caterer. Was hat Sie an BASF als Arbeitgeber mit einer Gastronomie in Eigenregie gereizt?

Beides hat seine Vorteile. Hier bei BASF in Eigenregie bin ich näher dran, denn ich kann alles von der Idee bis zur Praxis umsetzen. Interessant am Contract Catering ist dagegen, dass man so viele Sparringspartner hat, sei es in der Industrie oder im Unternehmen, mit denen man sich über die Gastronomie austauschen kann. Diesen Input versuche ich nun aus meinem Netzwerk mit anderen GV-Managern zu ziehen.

Dafür erwartet mich hier bei BASF ein sehr breites gastronomisches Spektrum – von der klassischen Betriebsgastronomie und dem hochwertigen Casino über ein Hotel, diverse Tagungshäuser, teils sogar mit Konzertsaal bis hin zu einem fantastischen Weinkeller. Für so viele spannende Teilbereiche an einem Ort verantwortlich zu sein – ohne ins Flugzeug zu steigen wie bisher – das hat mich, als ich gerade mit meiner zweiten Tochter hochschwanger war, überzeugt, hierher zu wechseln, obwohl ich gar nicht auf der Suche war.

Sie sprechen fünf Sprachen und haben dänische Wurzeln. Wofür schlägt Ihr kulinarisches Herz?

Mein Herz schlägt für Dänemark. Ich komme von der Ostseeinsel Bornholm, die ich sehr als Reiseziel empfehlen kann. Entsprechend liebe ich frischen Fisch. Ich mag aber generell sehr viele internationale Küchen und bin sehr experimentierfreudig. Durch meinen Mann bzw. seine Familie aus Surinam in Südamerika habe ich auch diese Küche kennengelernt und liebe es, wie man dort mit Gewürzen und Gemüse umgeht.

Dänemark ist großer Vorreiter in Sachen Bio. Haben ökologische Lebensmittel für Sie einen entsprechend hohen Stellenwert?

Persönlich ja. Beruflich sehe ich das differenzierter. Ich finde es primär wichtig, dass es für alle Menschen auf der Welt genug zu essen geben muss. Und wenn ein reiner ökologischer Anbau das nicht ermöglichen kann, darf man die Landwirtschaft nicht darauf reduzieren.

Hier in der BASF Gastronomie versuchen wir sehr viel regional und saisonal aus dem umliegenden Gemüsegürtel einzukaufen.

Wer steht bei Ihnen zuhause am Herd?

Unter der Woche kocht mein Mann, am Wochenende ich – wir kochen aber beide leidenschaftlich gerne.

Welche drei Zutaten sind immer in Ihrem Kühlschrank?

Das ist ganz unspektakulär, bedingt durch die Kinder haben wir immer Milch, Äpfel und Karotten im Kühlschrank. Wobei wir immer einen gut gefüllten Kühlschrank mit einem vielfältig bestückten Obst- und Gemüsefach haben.
Ich mag aber auch sehr gerne Butter, ein Überbleibsel aus meiner Zeit in Frankreich. Und Eier für ein schnelles Omelett sind bei uns auch wichtig.

Wie picky ist Ihre 4-Jährige beim Essen?

Hätten Sie vor einigen Wochen gefragt, hätte ich stolz berichtet, dass sie alles isst, ob Bulgur, Couscous, verschiedenes Gemüse oder internationale Gerichte. Ich hatte das Gefühl, dass wir als Eltern das richtig gut machten.
Doch von heute auf morgen ist alles Grüne und vieles andere blöd, sie will nur noch Pasta essen, am liebsten mit Tomatensauce. Ich verstehe wirklich die Welt nicht mehr! Glücklicherweise haben wir auch Oecotrophologen im Team, bei denen hole ich mir jetzt ab und zu Tipps. Und vergangenen Samstag hat sie urplötzlich und demonstrativ wieder Spinat gegessen – es besteht also noch Hoffnung …

Welches Gericht verbinden Sie selbst mit Ihrer Kindheit?

Die Spaghetti Bolognese meiner Mutter, die sind auch schon in Dänemark angekommen. Generell bin ich mit viel Fleisch aufgewachsen, Frikadellen sind z. B. ein typisches Kindheitsgericht. Kein Gericht ohne Fleisch war fast die Devise. Immer wenn meine Mutter bei uns zu Besuch ist, sucht sie das Fleisch, aber so langsam habe ich sie überzeugt, dass es das gar nicht immer braucht. Und meine Kinder wachsen entsprechend auch schon mit einer anderen Ernährungsweise auf als ich damals.

Herzlichen Dank für das Gespräch!

Steckbrief:

Anne Rasmussen, Vice President BASF Gastronomie

  • Studium International Hospitality Management, Lausanne
  • Praktische Erfahrungen in Hotels in Großbritannien, den Niederlanden, Belgien, Katar und Frankreich in den Bereichen Revenue Management, Housekeeping und F&B
  • Hotelmanagerin, Sheraton Paris Airport Hotel
  • Berufliche Umorientierung in Richtung F&B: Wechsel zu Food+ by Compass, Verantwortung für die Google-Betriebsgastronomie (zunächst im DACH-Raum, dann zusätzlich in Südeuropa, Irland, Polen und Russland)
  • Oktober 2022: Einstieg als Vice President BASF Gastronomie am Standort Ludwigshafen
    • Personalverantwortung für 387 Mitarbeiter inkl. 70 Azubis
    • Produktion von im Schnitt 7.000 Essen pro Tag, verteilt auf 11 Betriebsrestaurants
    • Verantwortung für 7 Veranstaltungshäuser der BASF, darunter ein eigener Weinkeller sowie das René Bohn Business-Hotel
info

Elina Gneipel über herausragendes Onboarding

Das Onboarding der CANtine – Made by Traube Tonbach setzt Maßstäbe. Wie begeisterte das Konzept Führungskraft Elina Gneipel bei ihrem eigenen Wechsel zu dem Betriebsgastronomie-Zweig der Traube Tonbach? Das berichtet die Assistentin der Geschäftsleitung am Standort Regensburg im Beitrag „Mein neuer Arbeitgeber hat mich sofort begeistert“.

Quelle: B&L MedienGesellschaft

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